Anreise Tortuguero Nationalpark

by Jörg
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Hinter dem langweiligen Titel verbirgt sich eine abenteuerliche Reise, tief in den Regenwald des Tortuguero Nationalpark.

Fakten:
„La Tortuga“ heisst auf Spanisch „Die Schildkröte“. Jetzt, also Anfang Oktober, befinden wir uns in der Saison für die Eiablage der Schildkröten. Auch das schlüpfen der Schildkrötenbabys, etwa sechzig Tage nach der Eiablage, findet jetzt statt. An diesem rund vierzig Kilometer langen, komplett der Natur überlassenen Strand, legen von den weltweit sieben Meeresschildkrötenarten, fünf Arten ihre Eier ab. Das wollen wir uns unbedingt ansehen!

Vom hügeligen Landesinneren machen wir uns daher mit dem Auto auf die dreieinhalb Stündige Fahrt Richtung Karibikküste. Autobahnen gibt es hier keine, jedenfalls haben wir noch keine gesehen. Es sind grösstenteils sehr kurvenreiche Strassen, gesäumt von üppiger Vegetation. Der Verkehr ist spärlich und weil uns Google vorgewarnt hat dass es so lange dauern wird, fahren wir die 150 Kilometer gemütlich ab. Die Kinder schauen zum Fenster raus. Sie wollen nichts verpassen. Ein paar rote Aras fliegen vor uns über die Strasse. Die sind riesig!

Unser Weg führt uns nach „A la Pavona“. Ein Ort, bestehend aus drei Gebäuden. Ein Restaurant, eine Touristeninformation und ein Tickethäuschen für den grossen Parkplatz. Dort parken auch wir unser Fahrzeug für 10 Dollar pro Tag und schlendern gemütlich zum Restaurant. Es ist kurz nach 11Uhr. Das nächste Boot fährt um 13Uhr. Genug Zeit, im Restaurant noch etwas zu essen und uns die Tickets für die Fahrt zu besorgen. Info’s im Internet zu den Fahrzeiten, Preisen und so weiter sind praktisch keine vorhanden. Es gibt weder eine Webseite, noch Einträge, Fotos oder Bewertungen von anderen Reisenden. Jedenfalls keine, denen man vertrauen kann. Einzig, dass um 13Uhr ein Boot fährt wussten wir mit Sicherheit.

Im Restaurant gibt es folgende Auswahl: Sandwich mit Schinken, Sandwich mit Käse und Sandwich mit Schinken und Käse. 🙂 Wir entscheiden uns, die kompletten Kochkünste der Küchencrew zu testen und nehmen von jedem Sandwich eines.

Um zehn vor eins schnappen wir unsere Koffer und tragen diese Richtung Flüsschen. Steg gibt es keinen. Weg gibt es keinen. Nur Lehmboden. Zum Glück ist es trocken. Wir nehmen nur etwa die Hälfte unseres Gepäcks mit. Den Rest lassen wir im Auto.

Im Boot haben etwa 15 Leute Platz. Gepäck haben nicht alle dabei. Viele Mitfahrer sind Bewohner der Ortschaft am anderen Ende der Strecke. Die Ortschaft zu der wir fahren, heisst ebenfalls Tortuguero. Zwischen einer und zwei Stunden dauert die Fahrt. Je nach Pegelstand des Flüsschens. Es geht los. Schon nach der ersten Flussbiegung zücken die Touristen die Handys. Das Flüsschen schlängelt sich in unendlich vielen Windungen Richtung Meer. Zu Beginn säumen Bäume das Ufer, dann Dschungel und irgendwann fahren wir dann mitten durch den Regenwald.

Bei ein paar Krokodilen fahren wir ganz langsam, der Bootsführer weiss, dass die Touristen gerne Fotos davon machen möchten.

Der Fahrer kennt jede Untiefe, jeden Baumstamm, der sich wohl beim letzten Hochwasser am Grund verkeilt hat. Mal fährt er Vollgas mit dem 115PS Yamaha Aussenborder, mal fahren wir Schrittgeschwindigkeit an einer heiklen Stelle vorbei.

Spätestens jetzt wird uns klar, wie weit weg von allem wir hier sind. Wir müssen die Kinder nicht ermahnen, dass sie sich gut benehmen sollen, nicht zicken oder schreien sollen. Beide sitzen still auf ihren Plätzen und schauen gebannt in den vorbeiziehenden Wald. Sie sehen verschiedenste grosse Vögel, die drei hier vorkommenden Affenarten und allerlei Reptilien.

Nach etwa einer Stunde fahrt wird das Flüsschen breiter. An einem Steg hält der Fahrer an. Zwei Personen steigen aus, eine Dokumententasche wird von einem bereits wartenden Kind ins Boot gereicht. Fünf Minuten Später halten wir am nächsten Steg. Die zuhinterst sitzende Person wird gebeten auszusteigen. Eine Holländerin. Sie schaut etwas fragend. Offensichtlich ist dies nicht ihr Fahrziel. Der Fahrer zeigt auf einen Benzinschlauch, der zum Boot herübergereicht wird. Ah, sie sitzt wohl auf dem Tank 🙂 Während dem Tankvorgang (ein 20 Liter Tank) stiegen wieder zwei Personen ein.

Am nächsten Steg schaut der Fahrer uns an und sagt „Evergreen Lodge“. Also aussteigen.

Vielen Dank fürs fleissige lesen! Im nächsten Artikel wird Zora schildern, wie sie um Mitternacht eine Schildkröte bei der Eiablage beobachtet hat.

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