Nathalie und ich waren vor rund 15 Jahren schon einmal hier. So kannten wir den Park, dachten wir. Denn im Vorfeld habe ich per Zufall herausgefunden, dass wir eine «time-based-entry» benötigen. Also eine Einfahrtsbewilligung, welche nur während einer bestimmten Stunde an einem bestimmten Tag gültig ist. So möchte man verhindern, dass zu gewissen Zeiten der Park überfüllt ist. Als ich im April diese Reservation machen wollte, war leider nur noch 13:00-14:00 frei. Für den 18. Juli wohl gemerkt!
Dass es heiss werden würde war uns schon klar. Mittagshitze im Sommer. Und dann erst noch an jenem Ort, wo gefühlt alle 50 Meter ein Schild steht, man müsse unbedingt genügend Wasser mitnehmen.
Die Fahrzeugschlange am Eingang war wirklich akzeptabel. Wir warteten rund 20 Minuten, bis wir beim Zahlhäuschen vorne waren. Nathalie hat 3 schöne Wanderungen herausgesucht, aus welchen wir nun entschieden, welche wir zuerst gehen wollten. Falls wir dann noch Lust auf eine Zweite hätten, entschieden wir uns auch gleich für die eventuelle Zweite Wanderung, zu welcher es dann jedoch nicht kam.
Auf dem Parkplatz hatte es wenig Autos. Im Prospekt stand extra, dass es nur 156 Parkplätze hat für diesen Wanderpfad und wo man sonst noch parkieren könnte. Diese Info war wohl wichtig, als es die time based entry noch nicht gab. Denn nun standen bloss etwa 30 Fahrzeuge auf dem Parkplatz. Die Wanderzeit wurde mit etwa 2 Stunden angegeben. Für 4 Kilometer. Das sollte zu schaffen sein. Wir waren gut vorbereitet. Sonnencreme, Sonnenhüte, jeder hatte seine persönliche Trinkflasche dabei und Nathalie im Rucksack nochmals einen halb vollen 1 Gallonen Behälter. Alle gingen noch kurz aufs WC und dann zottelten wir los.
Heiss war es. 43 Grad. Schatten hatte es keinen. Erst nach etwa einem Kilometer stand ein einziger Baum, unter den sich die Wanderer zwängten. Ronja begann bereits nach 200 Metern zu jammern. Das kennen wir von ihr. Immer zu Beginn der Wanderungen beklagt sie sich, aber nach einer Weile hat sie Spass an der Wanderung. Zora nervte sich ab Ronja. Heute besonders. Bei diesen Temperaturen. Auf unseren Wanderungen in der Schweiz war es nie so heiss.
So wanderten wir in unsagbar langsamem Tempo den Weg hinauf. Die Landschaft war wunderschön. Rote Felsen, sandige Täler, mit wenigen grünen Büschen dazwischen. Nach rund zwanzig Minuten legten wir eine Pause ein. Der Crew war heiss. Pralle Sonne, kein Wind, kein Schatten. Nur hier, an unserem Pausenplätzchen stand der besagte Baum. Also kurzer Halt.
20 Minuten später waren wir oben. Nathalie war übel. Ihr Kreislauf hatte keine Lust auf dieses Theater. Ronja schwitzte und überhitzte beinahe. Kurz bevor wir den Delicate Arch sahen, ging der Weg nochmals um einen Felsbrocken herum. Auf dessen Rückseite war tatsächlich Schatten. So blieb die Wandercrew erst mal dort und ich ging zum Delicate Arch.
Nach kurzer Zeit kam auch Zora um den Felsen herum. Sie war sehr interessiert und so wollte sie nicht im Schatten warten. Nun lernten wir den positiven Effekt der time based entry kennen. Es waren nur etwa 10 Personen beim Delicate Arch. So wenige Leute gibt es hier selten. Zora und ich machten ein paar Selfies. Das macht uns in der Zwischenzeit richtig Spass.
Mir ist eine Szene am Rande aufgefallen. Eine Gruppe mit etwa 5 Wanderern hockten an einer Felswand. Für europäische Verhältnisse stark übergewichtig. Hier in den USA würde man sie wohl als leicht übergewichtig bezeichnen. Es waren vermutlich Personen Mexikanischer Herkunft. Einer probierte zu telefonieren und ich schnappte auf, wie aus dem Lautsprecher dieses Geräusch kam, wenn keine Verbindung hergestellt werden kann. Er sagte dann irgendwas zu einer Frau in seiner Gruppe. …no service… hörte ich nur. Klar. Hier oben gibt es keinen Handyempfang. Ich dachte mir nichts weiter.
Zufällig entschieden sich die drei anderen Wandergruppen praktisch gleichzeitig, den Rückweg anzutreten. So waren wir nun ganz alleine. Wow! Zora und ich gingen hinüber zum Arch und witzelten herum. Wir legten uns darunter wie ein schlafender Cowboy mit dem Hut über dem Gesicht 😊
Zurück bei der Crew, war auch dort die Stimmung wieder besser. Nathalie ging es nach der Pause im Schatten wieder besser und Ronja fand es lustig, dass sie extra Trinkwasser über sich leeren durfte. Selbstverständlich nicht viel, aber genug um sich etwas mehr zu kühlen.
Nathalie wollte nun doch auch ein Foto machen. O.K. dann geht es ihr wirklich wieder besser 😊
Nach etwa 10 Minuten kamen dann wieder neue Wanderer und wir machten uns auf den Rückweg. Bergab und das Ziel vor Augen war die Stimmung gut. Wir plauderten und genossen abermals die schöne Landschaft. Ab und zu sahen wir kleine Tiere, welche hier in der unwirtlichen Natur ein zu Hause fanden.
Schneller als gedacht waren wir beim Schattenbaum in der Hälfte der Strecke angekommen. Zora und Nadine liefen etwa 100 Meter vor Nathalie, Ronja und mir. Unter dem Baum sass die Gruppe von oben, welche nicht telefonieren konnte. Einer hatte eine PET Flasche in der Hand. Noch zu einem Drittel mit Wasser gefüllt. Eine 3dl Flasche. Mit mutlosen Gesichtern sassen sie apathisch da. Keiner sagte etwas. Wir sprachen sie an, ob alles O.K. sei. Sie hätten leider nur diese eine Flasche Wasser mit hochgenommen. Für die ganze Gruppe. Und bereits oben wollten sie den Notruf wählen. Aber sie hätten keinen Empfang gehabt. Sie können nicht mehr. Einige hatte lange Hosen an und langärmliche Hemden mit Kragen. Da mussten wir nicht lange überlegen. Nathalie packte den Reserve Bidon aus und leerte den gesamten übrigen Inhalt in die 3dl Flasche der anderen Gruppe. Naja, das war nicht sehr viel. Wir hatten den Reserve Bidon schon selber fast komplett geleert, um damit Ronja zu kühlen. Also trennte ich mich schweren Herzens von meiner geliebten Fidji Wasserflasche, welche ich immer wieder auffüllte. Da waren noch etwa 7dl drin. Diese Flasche stand für mich für die sinnlose Verschwendung von Ressourcen. Ich kaufte sie in Las Vegas, weil das dort das günstigste Wasser war. Welch Irrsinn. Trinkwasser von den Fidji Inseln nach Las Vegas zu bringen um es dann dort als günstigstes Wasser zu verkaufen!
Die Gruppe bedankte sich tausend Mal. «Gott segne euch». Gerade für die Kinder war diese Szene sehr eindrücklich. Zu sehen wie schmal der Grat zwischen «wir haben eine spassige Wanderung» und «es ist eine lebensgefährliche Situation» ist. Unterschätze nicht die Natur. Sei stets so gut als möglich vorbereitet.
Auf dem letzten Kilometer kamen uns noch 2 Wandergruppen entgegen, welche nur wenig oder gar kein Wasser dabeihatten. Eine Gruppe mit einem geschätzt 5-jährigen Mädchen, die andere Gruppe mit einem selbst für US-Verhältnisse stark übergewichtigen Mann. Die Frau mit dem Mädchen sprach uns an um zu fragen ob es noch weit sei. Wir versuchten ihr klar zu machen, dass die Wanderung so nicht möglich sein werde. Aber sie gingen trotzdem weiter.
Beim Auto entschieden wir uns, auf eine zweite Wanderung zu verzichten. Man muss es ja nicht übertreiben.
Zurück im Hotel würde dann der Pool ausgiebig getestet 😊
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