Corn Island

by Jörg
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Die Corn Islands (Maisinseln) bestehen aus Big Corn und Little Corn. Mais wurde hier jedoch nie angebaut, der Name klingt trotzdem witzig. Gerade einmal 70 Kilometer trennen das Festland Nicaraguas von den zwei Inseln, und trotzdem ist man hier mitten in der Karibik angekommen. Die Strände sind gesäumt von hellem Sand, das Meer erstrahlt in türkisblauen Farben, aus den Lautsprechern ertönt überall laute Reggae Musik, die Bewohner haben eine andere, dunklere, Hautfarbe als die Festlandbewohner.
Ohne es zu wissen, kommen wir gleich zu Beginn in den Genuss, mit dem grössten Fahrzeug der Insel befördert zu werden. In Granada wäre dies ein stinknormaler Minibus, hier ist es der Stolz der 6100 Inselbewohner.

Die tiefste Nachttemperatur im Winter (22,2 C) und die höchste Tagestemperatur im Sommer (29,9 C) liegen hier nicht einmal 8 Grad Celsius auseinander. Es gibt einen Flughafen (mit nur einer, kurzen Piste), ein Krankenhaus für das Allernötigste, eine Tankstelle (geöffnet von 06:00-18:00) und 37 Kirchen. Als wir am Sonntag Morgen einen Spaziergang unternommen haben, war die Messe in der Kirche gerade in vollem Gange. Wir waren erstaunt darüber, wie gut besucht die Kirche war. Als wir 2 Stunden später auf dem Rückweg wieder daran vorbei liefen, war noch immer Messe. Auch am Abend gegen 18Uhr, als wir uns mit dem Taxi zu einem Restaurant fahren liessen, war die Gemeinde in dieser Kirche noch immer am singen und beten. Es war unser Taxifahrer, der uns ein wenig darüber erzählte, dass man es hier mit der Gläubigkeit schon etwas übertreibe.

Weil sich die grossen Konzerne hier keine übermässigen Gewinne versprechen, findet man fast keine Werbung auf den Inseln. Zu Beginn fällt uns das gar nicht auf. Lediglich der Name einer Biermarke ist allerorts zu finden. Die Tankstelle ist mit „Tankstelle“ beschriftet, das Restaurant mit „Restaurant“. Anstatt Firmenlogos zu platzieren, hat es Platz für Palmen und andere Pflanzen.

Wir sind während der Regenzeit da. Das hört sich schlimm an. Nach kalten, dunklen Tagen, an denen einem die Kälte in den Knochen sitzt. Regenzeit hat hier aber eine andere Bedeutung. Die Temperatur ist etwa ein Grad kühler, als während der Trockenzeit und es regnet durchschnittlich an 21 Tagen pro Monat. Ein Regentag bedeutet normalerweise, dass es 1-2 Stunden regnet und die restlichen 10-11 Stunden die Sonne scheint. Damit können wir leben. Im Gegenzug hat es fast keine Touristen und die Preise sind günstiger als zur Hauptsaison im Februar, März und April. So sieht es während dem Regen aus:

Schon am dritten Tag ist Nathalie und mir langweilig. Am Strand liegen, essen, Unterricht mit den Mädchen machen, das reicht uns nicht. Wir möchten etwas erkunden und erleben. Die Mädchen geniessen das Schwimmen im warmen karibischen Meer. Sie nennen es Schwimmunterricht 🙂
An einem Abend durften Sie sogar im Wasser bleiben, bis es ganz dunkel war. Nur das Gekicher der Zwei war noch zu hören, bis sie es dann irgendwann vor Hunger nicht mehr im Wasser aushielten. Sonnenuntergang ist hier um 17:30 Uhr.

Also haben wir noch eine Inselrundfahrt gebucht. Klar, grosse Attraktionen sucht man hier vergebens. Trotzdem kannte unser Guide gefühlt jeden auf der Insel und so durften wir zum Beispiel auch die Hafenmole besuchen, welche eigentlich den Arbeitern vorbehalten ist. Für ein Handgeld hier und dort, verschaffte er uns an diversen Orten Zutritt. Immer unauffällig getarnt durch einen freundschaftlichen Handschlag. 20 Cordobas war der übliche Tarif, stellten wir fest. Also etwa 50 Rappen.

Für diesen Preis gab es eine frische Kokosnuss und auch einen Besuch im „Aquarium“. Wir schauten den örtlichen Dachdeckern bei der Arbeit zu und bestaunten die farbenfrohen Häuser.

Wir blieben länger auf der Insel als der Durchschnittstourist. 5 Tage war den anderen Gästen zu viel. Ausnahmslos alle anderen Touristen waren zudem „Nicaragüenses“, wie sich die Inländer nennen. Gringos verirrten sich aktuell keine auf die Insel. So waren wir nach den paar Tagen recht bekannt und wurden mehr als herzlich verabschiedet. Zora nannten sie schon „Chocolate girl“, weil sie immer die Nachspeise mit der Schokolade aussuchte 🙂

Wirklich schön war die Bar, gefertigt aus einem alten Fischerboot. Dort lief ab 06:00 Uhr am Morgen gute, zuweilen laute Musik. Die Stimmung war gelassen, später am Abend dann eher ausgelassen. Wir probierten die Karte rauf und runter.
Zwar nicht auf der Karte, aber trotzdem bestellbar, waren alkoholfreie Cocktails. Vor allem Zora hatte Spass daran, dieselben Drinks wie die Erwachsenen zu trinken.

Am Tag der Abreise kam dann der grosse Moment. Die Rechnung. Egal was man im Restaurant oder an der Bar bestellte, der Preis stand nie auf der Rechnung. Mit der Zimmernummer und einer Unterschrift, war die Sache jeweils geregelt. Und so war es selbstverständlich auch verlockend, die „Krabben Thermidor“ oder „Caribbean style“ zu verspeisen, anstatt Pizza Margherita. Fast ein wenig ängstlich fragte ich daher an der Rezeption am Morgen vor dem Abflug nach der Rechnung. Bedächtig zog die Mitarbeiterin die Fiche „28“ aus der Schublade. Vorbereitet auf die Abreise war man hier nicht. Zuerst musste hinter jede einzelne Konsumation der Preis nachgetragen werden. Ich setzte mich nochmals hin. Das könnte länger dauern. Anschliessend wurde der übergrosse, alte Taschenrechner angestrengt und selbstverständlich musste das Resultat nochmals nachgerechnet werden. Steinzeit. Dann endlich das Resultat. 303 Dollar wurden von mir gefordert. O.K., damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Nicaragua ist wirklich unverschämt günstig!

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