Von Dubrovnik geht es für uns direkt in die nächste, besonders geschichtsträchtige Stadt. Wir reisen in die einzige Stadt der Welt, welche geographisch auf zwei Kontinenten liegt. Istanbul.
Das wir in dieser riesigen Stadt etwas Orientierungshilfe benötigen, ist uns schon vor dem Besuch klar. Und so kommt es, dass ich uns bei Haktan gleich für drei Führungen anmelde. Haktan ist eine bekannte Grösse in Istanbul und hat es auch schon in den „The Guardian“ geschafft. Zusammen mit seinem Neffen zeigt er uns ihre Stadt und ich kann euch eine Tour bei ihm nur empfehlen. In den 4 Tagen in Istanbul sehen und erleben wir soviel, dass ich gar nicht über alles schreiben kann. Aber, ich möchte euch doch einige Highlights und Tipps geben, denn am besten entdeckt ihr die Stadt für euch selbst. Und ja, es ist anders als erwartet und ja, auch wir hatten gewissen Vorstellungen und Meinungen, welche wir wieder über Bord geworfen haben.
Stadtteile von Istanbul:
Wer an der Geschichte von Istanbul oder eben von Konstantinopel interessiert ist, der ist im Stadtteil Sultanahmet richtig. Mit unzähligen historischen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten, zieht es jeden Touristen einmal hierhin. So können die letzten, verbleibenden Fragmente des Hippodroms, ein ägyptischer Obelisk und die Schlangensäule bestaunt werden. Leider nicht mehr sehen kann man die vier bronzenen Pferde, welche auf einer Säule standen. Um diese zu sehen, müsst ihr nach Venedig. Haben doch die Venezianer diese bei einem Kreuzzug mitgehen lassen und auf die Terrasse der Basilika San Marco gestellt. Frech, frech… Das Museum und das Innere des Topkapi Palastes besuchen wir nicht. Ja, es ist DAS Museum in Istanbul. Doch ehrlich gesagt, sind die Eintrittspreise unglaublich hoch und hinzu kommt, dass wir zu wenig Zeit haben um dem Palast gebührend zu besuchen. Doch auch der Gülhane Park und der alte Bahnhof von Istanbul sind einen Besuch wert.
Aussicht von unserer Suite auf das Marmarameer
Im Garten des Topkapipalastes
Der Bahnhof von Istanbul. Hier wurde gerade der Film „Mord im Orientexpress“ gedreht
Souvenirs kauft ihr am besten im Stadtteil Galata und dem angrenzenden Beyoglu. Unzählige kleine Souvenir- und Künstlerläden sind in den kleinen Gassen rund um den Galataturm zu finden. Wer sich übrigens die lange Warteschlange für die Turmbesichtigung ersparen will, besucht am besten das Galata Konak Cafe. Ein kleiner versteckter Eingang führt zum Lift und dann geht es hoch über die Dächer von Istanbul. Von dort hat man nicht nur die gleiche Sicht wie vom Turm, sondern auch eine super Sicht auf den Turm. Und all das ohne Gedränge bei einem Tee und Stück Kuchen. Einfach top. Auch erklärt es sich als selbstverständlich über die Galatabrücke zu laufen. Vorbei an den unzähligen Restaurants und den Angelruten. Wobei ich ehrlichgesagt keinen dieser Fische essen würde… bei all den Booten auf dem Bosporus und den vielen Menschen in der Stadt, stelle ich mir die Fische doch leider eher als ungesund vor.
Der Galataturm
Aussicht vom Konak Cafe
Eingang des Konak Cafes
Wie diese Fische wohl schmecken?
Ganz klar! Ein Besuch auf der asiatischen Seite von Istanbul darf nicht fehlen. Mit der Istanbul Card, könnt ihr direkt neben der Galatabrücke die Fähre von Eminönü nach Üsküdar nehmen. Die Fahrt dauert ca. 20 Minuten und reicht perfekt für einen Kaffee und Kekse, welche man auf der Fähre kaufen kann. Hier, mitten auf dem Bosporus erhält man einen super Ausblick auf Sultanahmet, Galata und den Leander-Turm (Kiz Kulesi), welcher früher eine Zollstation war und heute ein Café beherbergt. Uns hat die Aussicht aus der Ferne auf den Turm gereicht.
Auf der Fähre kurz vor Üsküdar
Mitten auf dem Bosporus
Üsküdar ist ein quirliger Stadtteil aber definitiv der authentischste! Es gibt unzählige kleine Cafes, Restaurants und verwinkelte Gassen. Solltet ihr in Üsküdar sein, empfehle ich euch ins Cafe „Kadim Kahve“ zu gehen. Dort müsst ihr, vorbei an der unglaublich verlockenden Auslage, in den ersten Stock gehen. keine Angst, man kann auch hier oben den Kuchen bestellen. Aber der eigentliche Höhepunkt im ersten Stock ist das Werk von Asiye. Sie ist eine Künstlerin und versteht die Kunst des „Marbling“. So kreiert sie unglaublich schöne Bilder, Schals, Buchzeichen und vieles mehr. Wahnsinn, wie talentiert sie ist! Und wenn man nett frägt, dann darf man es unter ihrer Anleitung sogar selber versuchen. Einfach eine ganz tolle Erfahrung.
Ronja zeichnet mit Asiye eine Tulpe
Im Cafe Kadim gibt es wunderbaren Tee und Kuchen
Auch nach Üsküdar sollte, wer in ein Haman möchte. Hier werden noch zahlbare Preise verlangt. Ob das Haman geöffnet hat seht ihr ganz einfach daran, dass Rauch aus dem Kamin qualmt. Ein einfacher aber zuverlässiger Tipp von Haktan. Wer übrigens nicht wieder über den Bosporus zurück will, der kann auch die U-Bahn nehmen. In nur vier Minuten könnt ihr so zwischen den beiden Kontinenten wechseln.
Mit der U-Bahn unter dem Bosporus durch
Bazare:
Der bekannteste Bazar von Istanbul ist der „grosse Bazar“. Wobei gross noch untertrieben ist… der Markt ist eine Stadt in der Stadt, welche für mich überraschend gut strukturiert und organisiert ist. In den verschiedenen Strassen werden Schmuck, Gewürze, Kleider, Teppiche, Antiquitäten und so vieles mehr angeboten. Der Markt ist leider zu einer Touristenattraktion verkommen, selbst die Türken kaufen dort nicht mehr wirklich ein. Solltet ihr also auf den grossen Bazar gehen, dann lasst euch nicht von den flehenden Augen und bittenden Händen ablenken. Feilscht was das Zeug hält oder geht gleich hinter den Markt (Richtung Universität) und kauft eure Souvenirs direkt bei den Marktzulieferern.
Was ihr jedoch auf gar keinen Fall auf dem Bazar verpassen dürft, sind die Notfalltelefone. Jedes Geschäft hat ein Telefon, welches mit der Teeküche der Strasse verbunden ist. Ein kurzer Anruf und schon wird frischer, heisser Tee in einem Glas angeliefert. Das schmutzige Geschirr vom letzten Tee wird eingepackt und bezahlt wird mit einem Jeton. Der Notfall konnte also gerade noch abgewendet werden. Es ist faszinierend zuzusehen, wie viele Tees auf diese Art die ganze Zeit ausgeliefert werden. Ja, man könnte sogar fast sagen, dass in jeder Gasse, zu jeder Zeit in irgendein Geschäft Tee ausgeliefert wird. Ein herrliches Schauspiel.
Falls euch der Bazar und vorallem auch die Dächer des Bazars bekannt vorkommt, dann ist das, weil unzählige Filme hier gedreht wurden. James Bond, Ethan Hunt (Mission Impossible) und viele weitere Filme sind hier gedreht worden. Vielleicht erkennt ihr ja den einen oder anderen Laden und dessen Besitzer wieder.
Etwas enttäuscht waren wir vom Gewürzbazar oder auch Ägyptischen Bazar. Wohl ist es auch hier ein sehr schönes Gebäude und die Händler geben sich sehr grosse Mühe ihre Waren zu präsentieren, aber dieser Bazar ist wirklich nur noch eine Touristenattraktion. Wer keine Zeit hat zum grossen Bazar zu gehen, der erhält hier einen Einblick. Aber viel mehr leider nicht.
Die Stadt in der Stadt
Versteckte Oasen im Bazar
Über den Dächern des Bazars. Hier ist Tom Cruise mit dem Motorrad drüber gebrettert
Moscheen:
In Istanbul gibt es unzählige Moscheen und auch wir besuchten auf den Führungen so einige. Besonders beeindruckend war die Süleymaniye Moschee. Auch wenn es nicht die bekannteste oder die grösste Moschee von Istanbul ist, ist es dennoch eine der schönsten. Direkt am goldenen Horn gelegen, mit Blick auf den Stadtteil Galata, zieht uns die wunderschöne Moschee in ihren Bann. Ein toller Ort um auch mal kurz verweilen und der Hektik der Stadt zu entkommen.
Das Herz der Süleymaniye Moschee
Ein beeindruckender Kuppelbau
Ein Blick über die Dächer der Armenküchen, welche ein wichtiger Bestandteil der Moschee sind
Die Mihrimah-Sultan Moschee im Stadtteil Üsküdar auf der asiatischen Seite, ist ebenfalls einen Besuch wert. Es ist eher eine kleine Moschee zu ehren der Tochter von Sulejman dem Prächtigen. Doch es ist nicht nur architektonisch eine schöne Moschee. Unsere zwei Mädchen sind besonders von der Geschichte dahinter fasziniert.
So war nämlich der Architekt Mimar Sinan in die Sultanstochter verliebt, durfte sie jedoch nicht heiraten. Und so hat er beim Bau der Moschee, seine Liebeserklärung zum Ausdruck gebracht. So geht der Mond direkt hinter dem Minarett auf, während auf der gegenüberliegenden Stadtseite in einer zweiten für sie errichteten Moschee die Sonne zwischen den beiden Minaretten untergeht. Warum er das so gemacht hat? Mihrimah kommt vom persischen „Mihr-u Mah“ und bedeutet „Sonne und Mond“. Doch das passiert nur einmal im Jahr am 21. März, dem Geburstag von Mihrimah Sultan.
Wunderschöne Verzierungen in der Mihrimah-Sultan Moschee
Die letzte Moschee, welche ich euch als Tipp mit auf den Weg geben will, ist die Moschee Sokulllu-Mehmed-Pascha-Moschee. Haktan nannt die Moschee ein verstecktes Juwel und dies ist sie wirklich. Sie wurde ebenfalls von Mimar Sinan erbaut und ist unheimlich schön. Direkt an die Moschee grenzt eine Koranschule, in welcher die Schüler den Koran auswendig lernen. Und so kann man, wenn es ganz ruhig ist, die Kinder hören wie sie sich im Rhythmus die Worte einprägen. Pro Tag müssen sie eine Seite auswendig lernen und das notabene in einer fremden Sprache. Kein Wunder haben sie ein so grosses Ansehen und werden mit grösstem Respekt behandelt. Wir haben auch ganz kurz eine Hafiza, eine Behüterin, kennengelernt. Eine aufgestellte Frau, welche von Haktan mit Ehrfurcht begrüsst wurde.
Rechts im Bild sind die Fenster der Koranschule ersichtlich
Selbstverständlich waren wir auch in der Hagia Sofia und vor der blauen Moschee. Ja, beide waren eindrücklich und gerade bei Sonnenuntergang kann man wunderbare Fotos machen. Aber es ist nicht das gleiche wie in den anderen Moscheen. Einfach irgendwie zu überlaufen, zu viele Besucher. Obwohl wir auch schon in muslimischen Ländern unterwegs waren, haben wir in den Moscheen und insbesondere von Haktan viel Neues von gelernt. Und während wir so manches in unserem Wissensschatz korrigieren müssen, ist es für die Kinder ein entdecken einer ganz neuen Glaubensrichtung.
Hagia Sofia – mit den Vorhängen in der mittleren Kuppel, werden übrigens die christlichen Symbole (Engel und Jesus) verdeckt
Zisternen:
Über 200 Zisternen gibt es in Istanbul. Da wir nicht so viel Zeit haben, entscheiden wir uns für einen Besuch in der bekannten Yerebatan Zisterne und der Serefiye Zisterne, welche gleich bei unserem Hotel um die Ecke liegt und ein verstecktes Juwel sein soll. Falls ihr eine Zisterne besuchen wollte, dann geht in die Yerebatan Zisterne. Sie ist frisch renoviert worden, wunderschön beleuchtet und auch wenn die Warteschlange anfangs abschreckt, so ist man doch schnell beim Eingang. Und wer schon mal den James Bond „Liebesgrüsse aus Moskau“ oder „Inferno“ gesehen hat, hat direkt ein Dé-Jà vu.
Einfach nur wunderschön
Mystisch
Die Serefiye Zisterne ist klein, wunderschön aber wir fühlen uns hier doch recht abgezockt. Die Zisterne kann nur noch in Kombination mit einer Lichtshow besichtigt werden. Zu einem horrenden Preis, kommen wir gerade noch pünktlich zu einer der beiden Lichtshows. Doch leider versperren nun die riesigen Lichtprojektoren den Blick auf die schönen Säulen, das Wasser und irgendwie ist die Atmosphäre dadurch gestört. Schade. Irgendwie haben wir uns das nicht so vorgestellt.
Essen:
Nach den Erfahrungen in Dubrovnik hat Jörg auch in Istanbul die Fühler ausgestreckt und in verschiedenen Restaurants eine Reservierung für das Abendessen gemacht. Das Mittagessen haben wir in der Regel spontan und je nach Lust und Laune ausgesucht. Mal gab es etwas grösseres und manchmal auch nur ein Simit, also einen Brotkringel mit Sesam. In Istanbul könnt ihr wirklich gut essen. Und ja, Kebab gibt es auf fast jeder Speisekarte. Aber, Kebab steht für grilliertes oder gebratenes Fleisch und das was man sich hierzulande darunter vorstellt, nennt sich eigentlich Döner 🙂 Den Döner haben wir mal bei Seite gelassen und uns dem wirklich guten Essen der Ottoman gewidmet. Zu den besten Speisen gehörte Gemici Boregi, Kirde Kebab und zum Nachtisch Katmer. Gerade das Katmer hat es Jörg und Zora unheimlich angetan und so geht jeweils ein regelrechter Gabelkampf los, wenn das Katmer ein Blätterteig Couvert mit Pistazienfüllung gebracht wird. Uns hat es im Deraliye Ottoman Cuisine sehr gefallen. Vielleicht nicht die günstigste Variante aber alle bestellten Gerichte (und wir haben viel zu viel bestellt, teilen ist angesagt) waren einfach super!
Mmmhhhh… frisch gebacken, einfach herrlich
Wer Abends eine tolle Aussicht auf die Hagia Sofia und die blaue Moschee haben möchte, der ist im Grace Rooftop Restaurant gut bedient. Es war nicht ganz so gut wie bei Deraliye aber dafür hat es eine grandiose Aussicht.
Gebt der türkischen und besonders der ottoman Küche eine Chance und probiert diese, weil ganz ehrlich… am schlimmsten sahen die italienischen Gerichte aus, welche an den Nachbartischen gegessen wurden. Das können sie hier anscheinend nicht wirklich zubereiten. Warum auch, haben sie ja selber sehr gute Gerichte. Also Finger weg von Spaghetti und Pizza! Die gibt es dann anderswo wieder.
Links ist die Hagia Sofia und rechts die blaue Moschee (Sultanahmet Moschee)
Jetzt weiss ich gar nicht ob ich alles geschrieben habe, was ich ursprünglich wollte. So vieles das es zu sehen und erleben gibt. Istanbul ist lebendig und oftmals auch etwas laut. Uns hat die Stadt jedoch sehr gut gefallen. Ein manches, teilweise auch falsches Vorurteil haben wir verworfen und dafür viele tolle, neue Eindrücke eingepackt. Lasst euch von Istanbul überraschen und verzaubern.