Dass die USA nicht für Ihre aussergewöhnliche Küche bekannt ist, war uns bereits vor der Abreise klar. Ronja freute sich regelrecht auf das Land, in welchem ihre Leibspeise das Standardmenu ist. Chicken Nuggets mit Pommes Frites. Kulinarisch bewegen sich die Amerikaner also auf dem Niveau einer Sechsjährigen. So könnte man es jedenfalls sehen.
Es gab nun zwei Möglichkeiten. Entweder konnten wir, so gut dies eben möglich war, auf Alternativen ausweichen. Oder, und dafür entschieden wir uns, wir konnten die Herausforderung annehmen und einen «Guide Fast Food USA» erstellen. An unzähligen Orten abseits der grossen Städte ist es schlicht nicht möglich, auf gesündere Restaurants auszuweichen. Und ganz ehrlich: Wenn ich um 19Uhr in einem Motel einchecke, habe ich auch gar keine Lust mehr, dass beste Restaurant bei Tripadvisor rauszusuchen. Ich habe dann einfach Hunger und die Kinder nerven aus demselben Grund. So beschränkten wir uns darauf, nicht zwei Mal bei derselben Fast-Food-Kette zu essen, was uns fast immer gelang. 17 Fast Food Läden haben wir schlussendlich bewertet.
Die unterschiedlichen Ansichten:
Ich lernte die USA im Alter von 18 kennen, als ich 7 Wochen mit einer Gruppe Gleichaltriger durch das Land zog. Wir hatten kein Geld, Fast Food war überall verfügbar, ich dachte das sei überall im Land so.
Nadine hingegen lernte das Land bei einem Sprachaufenthalt kennen. Sie kam per Zufall bei einer eher wohlhabenden Familie unter. Auch die Freunde die Sie in dieser Zeit machte, waren wohlhabend und so lernte Nadine die USA in ihrer, Zitat: «eigenen Bubble», kennen. In der Metropolregion gab es eine grosse Auswahl an guten und auch gesunden Verpflegungsmöglichkeiten.
So hatten wir grundsätzlich verschiedene Ansichten von den Kulinarischen Standards im Land.
Für unsere Bewertung mussten wir einen Massstab setzen. Da wohl jeder McDonald’s in der Schweiz kennt, nahmen wir die Qualität von McDonald’s Schweiz als Referenz. Die Kinder waren erst drei Mal in ihrem Leben in einem McDonald’s plus einmal im Burger King. Wir sind also nicht wirklich grosse Fast Food Fans. Die Benotung der Restaurants nahmen wir nach dem Schweizer Schulnoten Prinzip vor. Noten von 1 bis 6, 6 ist die beste Note. Abstufung in ¼ Noten. McDonald’s in der Schweiz war uns die Note 3,0 wert. Sorry an alle grossen McDonald’s Fans! Aus den Bewertungen der Mitreisenden, mal vier und mal fünf Personen, wurde dann ein durchschnittlicher Wert berechnet. Oft musste die Bewertung von Ronja herausgestrichen werden, weil sie entweder mit 1 oder mit 6 bewertete 😊
Nun aber zu den Resultaten in aufsteigender Reihenfolge:
2,5 für Jack in the Box
Leider war dies der einzige Laden, bei dem wir das Essen nicht einmal probiert haben. Es war alles dermassen dreckig, siffig, schmuddelig und stank. Einfach eklig. Wir haben uns umgedreht und sind wieder raus. Wir wären auch die einzigen Gäste gewesen. Nicht verwunderlich.
3,0 für Diablo’s Cantina
Die Aufmachung war richtig cool. Das Personal jedoch weder motiviert noch freundlich. Es stank und die Tische und Stühle klebten vor Dreck. Ich benötigte nach dem zurechtrücken meines Stuhles tatsächlich eine Serviette, um mir die Hände abzuputzen! Am Eingang mussten wir warten bis etwas frei wurde. Da man aber ins Restaurant sah, war sofort klar, dass fast niemand drin war. Wofür mussten wir warten?
3,0 für McDonald’s
Ich hätte mir mehr erwartet. Aber nein, gleich schlecht wie zu Hause. «Wir bieten weltweit dieselbe Qualität». Stimmt leider.
3,5 für Burger King
Mit den knusprigen Pommes konnte sich Burger King gegenüber McDonald’s abheben.
3,5 für Subway
Da waren wir dann doch zwei Mal. Unfreundlich, die Mitarbeiter sprachen nur gebrochenes Englisch. Es gab nur einen Typ Brot und nur wenige Zutaten.
4,5 für Round Pizza Table
Es gab nichts auszusetzen, alles war O.K. bis gut. Es stach aber auch nichts positiv hervor.
4,5 für Wendys
Es gab nichts auszusetzen, alles war O.K. bis gut. Es stach aber auch nichts positiv hervor.
4,75 für Taco Bell
Von früher kannten wir Taco Bell als siffigen Mexican Food Laden. Wir wurden positiv überrascht! Alles ausser dem Bohnen Burrito war lecker. Es war sauber und angenehm. Und es gab sogar einen Burrito der ausschliesslich aus Salat bestand. Klasse!
5,0 für KFC
Noch eine Kette, die offensichtlich ihre Hausaufgaben gemacht hat. Es gab Salate, freundliche Mitarbeiter, roch angenehm und war sauber.
5,0 für Applebees
Applebees ist eigentlich eher eine Restaurantkette. Tolles Angebot an gesunden Speisen. Freundliches Personal, hübsches Ambiente, Malsachen für die Kinder, kaltes Bier 😉
5,25 für Black Tap
Junges, frisches Unternehmen mit erst wenigen Filialen im Stil einer Sportsbar. Cooles Design, tolles Essen, sauber, sehr freundliches Personal, wir mussten 45 Minuten warten um einen Tisch zu bekommen. Das Restaurant hat einen «Check in». Dort lässt man sich auf die Liste setzen. Man gibt seine Handynummer an, auf die man dann Bescheid bekommt, wenn der Tisch frei ist. So kann man die Zeit sinnvoll nutzen. Spezialität sind die übergigantischen Eisbecher. Auf einem war obendrauf, quasi als Verzierung, ein Stück Schwarzwälder Torte! Einziger Wehrmutstropfen war die zu laute Musik.
5,25 für Zax (in Moab)
Wir sind uns nicht einmal sicher, ob Zax wirklich eine Kette ist. Jedenfalls war es dort so toll, dass wir spontan am Abend noch einmal hin gegangen sind. Wir wurden nicht enttäuscht! Wir haben uns quer durch die Menukarte probiert. Alles war top. Es gab Ronja’s Leibgericht und auch grosse Salate. Klassiker wie Burger und Pizza selbstverständlich auch. Das Personal war extrem freundlich! Wen also die gigantische Uranmine am Ortseingang nicht stört, soll dort unbedingt einkehren.
5,25 für Jimmy John’s
Eigentlich wie Subways, nur halt so wie es sein sollte. Grössere Auswahl, gesünder, freundlicher, sauberer, leckerer.
5,25 für Northern Cafe Chinese Dumpling House
Das wollten wir auch einmal gemacht haben. Chinesisches Essen nach Hause bestellen. Bei uns auf dem Land in der Schweiz ist das eher schwierig. Jedenfalls waren auch die Kinder voll des Lobes. Zügig wurden uns die unzähligen Leckereien vor die Tür geliefert. Sehr cool!
5,25 für Hard rock cafe
Ein Klassiker. Irgendwie ist es einfach ein stimmiges Konzept. Freundlich, nicht dreckig, es gibt auch gesünderes Essen und die Musik ist immer toll. Unter den ausgestellten Exponaten findet man immer ein Highlight. Wir waren im Hardrock in San Francisco und in Hollywood. Die Kinder haben jedenfalls Höchstnoten vergeben 😊
5,5 für Black Bear Diner
Klassischer Diner mit tiefen, sich gegenüberliegenden Sitzbänken. Personal freundlich, Essen super, Sauberkeit gut. Das Beste war allerdings das Motto. Die ziehen das überall durch. Fantastisch! Die Saucen waren unterschiedlich scharf. Das hiess dann aber nicht mittelscharf usw., sondern Baby Bear, Mama Bear, Papa Bear 😊. Die Grössten Portionen bei den Gerichten waren mit «Hungry Bear» ausgewiesen. Überall hingen Fotos von Grizzley’s und Schwarzbären. Auf den Desserts gab es allerlei Schokoladenfiguren in Bärenform und am Eingang gab es Merchandise der Kette zu kaufen. Die Kinder vergaben bereits Höchstnoten. Als wir dann am Nachmittag und Abend unsere ersten freilebenden Schwarzbären zu Gesicht bekamen konnten wir keine tiefere Note mehr vergeben.
5,75 für Sweetgreen
Nach knapp 5 Wochen USA waren wir satt von den ewigen Burgern und Pommes frites. Immer auf der Suche nach etwas Gesundem und Frischen. Gemüse und Salat. Das wollten wir! Kann schon sein, dass dies unsere Wahrnehmung getrübt hat. Dass jedoch unsere Kinder, welche sonst um jedes Salatblatt feilschen (um es nicht essen zu müssen), sich dort riesige Schüsseln einverleibt haben, will schon etwas heissen. Im Sweetgreens gibt es eigentlich nur Salat. Alle erdenklichen Sorten. Man kann den Salat auch mit wenig «Proteinen» verfeinern. Das Wort «Fleisch» wird hier tunlichst vermieden. Man macht auf «gesund». Auf «öko». Es gibt einen kostenlosten Wasserspender mit Bechern im Restaurant. Im hausgemachten Tee (verschiedene Sorten) wird auf Zucker ebenso verzichtet, wie auf andere Zusatzstoffe. Es ist hell, hübsch, man ist freundlich und hipp. Dass es hier sauber ist versteht sich von selbst. Angenehme Musik rieselt aus den Lautsprechern. Nicht zu laut, nicht zu leise. Wir haben in Los Angeles zwei Filialen ausprobiert. Dass es so etwas in den USA gibt, konnten wir uns vor der Reise gar nicht vorstellen!
Fazit: In abgelegenen Gegenden auf dem Land sind die einzigen Verpflegungsmöglichkeiten oft miserable Fast Food Läden. Sobald man aber in einer Kleinstadt unterwegs ist, gibt es bereits bessere Möglichkeiten. In Städten sowieso. Zudem spielt es eine Rolle in welchem Teil der USA man sich aufhält. Im mittleren Westen kann man die Situation nur noch als Katastrophal bezeichnen. Im Restaurant im Indianerreservat wurden die Indianischen Gerichte gar von der Karte gestrichen. Jetzt gibt es nur noch «American Cuisine» Mjiam! Einheitsbrei zum dick werden.
Apropos: In den 5 Wochen Fast Food haben wir als Familie zusammen nur 3,8 Kilogramm zugenommen. Die Verteilung pro Person ist selbstverständlich geheim! Wir waren selber erstaunt, dass es nicht mehr waren.