Das Hutgeschäft „Homero Ortega Hats“ liegt unauffällig in einem Industriegebiet hinter dem Busbahnhof von Cuenca in Ecuador. Es behauptet von sich, die besten Panamahüte der Welt herzustellen. In Ecuador! Obwohl ich sehr viel vom Besuch dieser Manufaktur erwartet hatte, wurden meine Erwartungen übertroffen!
Woher kommt denn nun eigentlich der Panamahut? Der Hut wurde 1620 in einem kleinen Nest in Ecuador erfunden und bald schon in Cuenca in grossen Stückzahlen hergestellt. Von hier aus wurde dieser ins ganze Land exportiert. Als 1904 der Panamakanal gebaut wurde, gab es dort auch viele Arbeiter, welche aus Ecuador kamen. Diese trugen alle die Hüte aus Cuenca. Als der US Präsident Theodore Roosevelt 1906 den Bau des Kanals inspizierte, fielen ihm die Hüte auf. Diese gefielen ihm und er bekam einen geschenkt. Auf dem Foto im Zeitungsartikel zu seinem Besuch ist er mit dem Panamahut zu sehen und so festigte sich der Name für den Hut aus Ecuador für alle Zeiten. Panamahut. In der Zwischenzeit ist der Hut als Immaterielles Weltkulturerbe der Unesco anerkannt.
Bei Homero Ortega kaufen nicht nur wir ein. Auch Luciano Pavarotti trug stets einen Hut von hier. Gelegentlich auch Bruce Willis, Brad Pitt, Lady Di, Sean Connery und viele, viele mehr. Die Fotowand mit den Berühmtheiten war schier endlos.
Wir waren die einzigen Besucher. Das kam uns komisch vor. Jedenfalls dafür, dass dies DIE Hutfabrik unter den Hutfabriken sein sollte. Da mussten doch Massen an Besucher vorbeikommen? Aber seit es das Homero Ortega Hutmuseum etwas näher im Stadtzentrum gab, verirrten sich nur noch wenige Besucher hierher. Man fokussierte sich jetzt auf die Herstellung und die paar wenigen Gäste. Wir waren, nach der Führung durch die Fabrik, im Hutladen angekommen. Gabriela Ortega und ihre Nichte standen im Laden. Ein Familienbetrieb seit Anbeginn.
Gleich beim Betreten des Ladens setzte mir die Mitarbeiterin einen Hut auf. Das fand ich eigentlich überflüssig. Erstens wollte ich mir keinen Hut kaufen und zweitens bin ich sehr wählerisch, was solche Accessoires betrifft. Aber was soll ich sagen. Schlussendlich habe ich genau diesen Hut gekauft. Die Frau hatte einfach das Auge für den passenden Hut und die passende Grösse. Zudem gab es eine praktische Transportschachtel dazu und die Preise waren nicht bei allen Modellen exorbitant hoch. Mein Hut war für 45 Dollar zu bekommen. Andere lagen bei mehreren tausend Dollar.
Bei den Kindern war das schon schwieriger. Entweder stimmte die Farbe nicht, oder die Grösse, oder die Verzierung. Nach einigem probieren fand Ronja einen hübschen Hut.
Aber für Zora war nichts dabei. Die beflissene Mitarbeiterin fragte Zora (welche mittlerweile ordentlich Spanisch spricht), welche Farbe sie denn am besten finden würde. Der Hut müsse zu ihrer neuen Handtasche passen, meinte Zora.
Die Mitarbeiterin verschwand für ein paar Minuten und kam dann mit einem Rohling in einem passenden blau wieder. Die Farbe gefiel.
Ein paar Minuten später war der Hut in Form gepresst und hatte die richtige Grösse. Nun wollte die Mitarbeiterin wissen, welche Verzierung sich Zora vorstellte. Abermals kam die neue Handtasche zum Einsatz. Blumen wären schön. Aber die Farben und die Grösse der Blumen müssen schon stimmen.
Wiederum ein paar Minuten später kam die Mitarbeiterin mit einem Band und fünf Blumen in den Raum. Zora suchte sich drei davon aus, bevor der Hut wieder im modernen Produktionsraum verschwand.
Abermals ein paar Minuten später konnte sich Zora das Endergebnis aufsetzen. Es war ihr nirgends recht. Hier, wo sich all die Persönlichkeiten ihre Sonderanfertigungen herstellen liessen, wurde für sie ohne wenn und aber gleich viel Zeit und Herzblut investiert um einen Hut herzustellen, welcher perfekt zu ihrer neuen Handtasche passte.
Zora bekam den ganzen Tag das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Am Abend meinte sie, dies sei ein wirklich schöner Tag gewesen. Der Hut hat 36 Dollar gekostet.