Kanureise, was ist das?

by Jörg
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Eigentlich ist der Hauptteil unserer Kanureise nun bereits vorbei. Den Laptop haben wir aber nicht mitgeschleppt und so erfahrt ihr erst mit Verspätung von diesem Abenteuer.

Als Einführung in unsere folgenden Artikel über die Kanureise, haben wir uns überlegt, dass wir zuerst einmal grundsätzlich beschreiben sollten, wie so eine Kanureise denn funktioniert. Wir haben nämlich nicht viele Leute angetroffen, welche diese Art des Reisens praktizieren.
Wie bei allen Arten zu reisen, gibt es auch bei einer Reise mit dem Kanu unkompliziertere und anstrengendere Möglichkeiten. Man stelle sich eine geführte, dreitägige Tour, einen Fluss hinunter vor. Das wäre in meinen Augen wohl so etwa das Einfachste was man machen könnte.
Das war aber nicht das, was wir wollten. Es sollte ein Abenteuer draussen sein. Entbehrungsreich und anstrengend, dafür im Einklang mit der Natur. In einem Punkt machten wir es uns aber leichter. Nathalie und ich haben genau diese Tour vor Jahren auch schon gemacht. So wussten wir wenigstens ungefähr, auf was wir uns einliessen.
Unsere Tour führt uns innert 9 Tagen einmal quer durch das Glaskogen Naturreservat in Schweden. Hier nennen sie es „die grosse Runde“.
Doch wie funktioniert denn nun so etwas?
Am Tag bevor es los geht, trudelten wir bereits beim Kanucenter ein, um unsere wasserdichten Fässer abzuholen. Anschliessend machten wir uns auf zum Lebensmittelladen. Alles was wir vier während der Reise essen wollten, musste heute gekauft werden. Ein kurzer Besuch im Systembolaget, in Schweden ist der Alkoholverkauf ja monopolisiert, durfte auch nicht fehlen. Anschliessend ging die Packerei los. Kein Gramm unnützes Gewicht wollten wir mitnehmen. Denn ein tiefer liegendes Kanu macht weniger Fahrt und beim Landtransport muss ohnehin alles getragen werden.
Am nächsten Morgen haben wir nebst den zwei Kanus auch vier Schwimmwesten, zwei Kanuwagen (zum Transport an Land), 4+1 Paddel, eine Outdoorküche und das Kartenmaterial erhalten. Ebenfalls dabei hatten wir ja schon unsere zwei 60 Liter Fässer mit den Lebensmitteln, vier Schlafsäcke, vier Schlafmatten, das grosse Zelt, eine Tasche mit Zeltstangen und Heringen, neun Liter Wasser und unsere zwei grössten Rucksäcke. Eine ganze Menge Zeug also!

Wer schon einmal mit dem Kanu unterwegs war kennt es, am ersten Tag eiert man pausenlos ungewollt umher. Dieses Ding stabil in eine Richtung zu steuern, braucht Übung. Petrus war uns am ersten Tag nicht gnädig und hat uns einen hübschen Gegenwind gesendet. Das hat die Sache selbstverständlich nicht einfacher gemacht. So benötigten wir für die zweieinhalb stündige Strecke dann auch gute vier Stunden. Je ein Kind sass vorne, wir Erwachsenen hinten. Die Person hinten steuert das Kanu, die Person vorne ist mehrheitlich für den Vortrieb verantwortlich. Da die Kinder selbstverständlich nicht, oder nicht vollumfänglich, für den Vortrieb sorgen konnten, mussten wir Erwachsenen das zusätzlich übernehmen. Deshalb dauerte die Fahrt umso länger.
Übernachten darf man in Schweden praktisch überall. „Jedermannsrecht“ nennt sich das Recht, sich frei in der Natur aufhalten zu dürfen. Wir suchen uns meisst eine unbewohnte Insel in einem See, um unser Zelt für die Nacht aufzuschlagen.
Neben dem Paddeln gehören allerdings auch Landtransporte zu so einer Reise. 96‘000 Seen gibt es in Schweden! So müssen wir unsere Kanus nicht bloss am Morgen beladen und zu Wasser lassen und am Abend entladen und an Land tragen, sondern auch über teils bis zu fünf Kilometer in den nächsten See umsetzen. 8 solcher Landtransporte enthält unsere Strecke.
Das ausgehändigte Kartenmaterial ist dürftig und unklar. Es enthält mehr unnötige Warnhinweise als klare Informationen. Eine simultane Navigation mit Google maps wird wohl erwartet. Strom aus der Steckdose gibt es hier draussen allerdings nirgends. Handyempfang erstaunlicherweise oft schon, wenn auch meisst nur ein oder zwei Balken Edge. So mogeln wir uns mit einer 40’000 mAh Powerbank durch. Diese muss 9 Tage für 3 Handys reichen. Fotos knipsen, Wetter checken denn wir haben eine Stürmische Zeit erwischt, Geburtstagsanrufe machen und halt eben viel Google maps.
Ein Landtransport geht so: Kanu komplett entladen, Kanu auf Transportwagen heben, Kanu wieder beladen, das Kanu bis zum nächsten See ziehen (nein, in Schweden ist es nicht flach 🥵), Kanu entladen, Kanu einwassern, Kanu beladen. Oft dauert das zwei bis drei Stunden.

Leider sind uns am fünften Tag die restlichen Bananen bei einem Transport zermanscht und die letzte Peperoni hat in der warmen Tonne zu schimmeln begonnen. Frische Lebensmittel wurden knapp. Von frischem Brot haben wir auf Fladenbrot und schlussendlich auf Knäckebrot umstellen müssen. Die drei Flaschen Wein haben leider auch nicht ewig gereicht und so trinken wir nun noch gesunden Tee aus Schwedischem Seewasser zu unserem Nachtessen. Man muss ja auch mal das Positive sehen 😉

Freut euch auf den nächsten Artikel von Zora, in dem es um Waldmandalas geht 😁

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