Nicaragua Gedanken Potpourri

by Jörg
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Nicaragua muss eines der schönsten Länder der Welt sein. Die Hürden um aktuell in das Land zu kommen sind dermassen hoch angesetzt, dass es sich eigentlich gar nicht lohnen kann, für 10 Tage dort hin zu reisen. Wir mussten im Vorfeld frühzeitig Formulare ausfüllen und dem auswärtigen Amt senden, mussten der Botschaft in der Schweiz schreiben, benötigten Impfungen, PCR Test für die Kinder, eine Einladung in schriftlicher Form und zu guter Letzt auch ein Flugticket wieder aus dem Land heraus. Wir hatten weder Einladungsbrief noch Rückflugticket. Und so verbrachten wir Stunden damit, die Ämter davon zu überzeugen dass wir bitte bitte doch ins Land dürfen. Erst in Miami am Check-in, beim dritten Versuch einzuchecken, waren wir uns dann sicher dass es klappt. Selbst dort, beim Check-in, wollte man uns nochmals abweisen. Weil wir planen per Auto wieder aus dem Land auszureisen, haben wir kein Rückflugticket, also keine schriftliche Bestätigung für eine Reise aus dem Land heraus. Wir mussten vor Ort im Flughafen von Miami, unter Zuhilfenahme unserer Handys ein Taxiunternehmen in Nicaragua finden, welches uns auf einem offiziellen Papier den Transport zur Landesgrenze bestätigte. Ein Albtraum…

Wir sind nun seit 4 Tagen in Nicaragua in der Stadt Granada und so ist es an der Zeit, einen ersten kurzen Zwischenbericht abzugeben.
Der Durchschnittsmensch verdient in Nicaragua 167 CHF pro Monat. Das Land ist bitterarm und seit der blutigen Niederschlagung der Proteste im Jahr 2018, befindet sich das Land in einer tiefen Krise. Darüber spricht im Land niemand. Ein Tabu, welches nicht gebrochen wird. Wir mussten uns im Internet darüber informieren. Nichtsdestotrotz sind die Menschen hier so herzlich, freundlich und offen, als ob nichts gewesen wäre. Von der Kriminalität, vor welcher das auswärtige Amt auf der Webseite warnt, haben wir nichts mitbekommen. Es scheint uns eher ein rein statistischer Wert zu sein. Denn die hunderten Toten und tausenden Verletzten, welche bei den immer wieder aufflammenden Protesten zusammenkommen, schlagen sich selbstverständlich in der Kriminalitätsstatistik nieder. Wir haben nicht vor, an irgendwelchen Protestmärschen teilzunehmen. So können wir unser Risiko bereits um 95% mindern und sind somit recht sicher unterwegs. Wir besuchen den Markt der Einheimischen genauso, wie wir nachts quer durch den Park vor dem Hotel gehen. Man wird freundlich gegrüsst. Die Menschen auf der Strasse wissen genau, dass die Touristen die dringend benötigten Devisen ins Land bringen. Wir geben überall Geld aus. Freiwillig. Das reicht den Leuten. Niemand raubt uns aus. Wir sind grosszügig beim Trinkgeld und weisen darauf hin, wenn einmal eine Konsumation auf der Rechnung fehlt. Obwohl uns schon klar ist, dass wir Touristenpreise bezahlen, ist hier alles unglaublich günstig. Unser Hotel liegt im Stadtzentrum direkt am Hauptplatz. Wir haben die grosse Suite mit zwei Balkonen plus ein Doppelzimmer für die Mädels gebucht. 125 Franken kostet uns das pro Nacht. Klar. Der Standard ist ein Anderer als zu Hause. Aber es ist sauber und alles funktioniert. Wir sind selber erstaunt, dass wir auf der ganzen Reise noch keine einzige Kakerlake gesehen haben. Aber wir halten uns ja auch gezielt in besseren Unterkünften auf.

In Mexico hat man uns komisch angeschaut, als wir davon erzählt haben, dass wir nach Nicaragua weiterreisen werden. „Was wollt ihr denn dort? In Nicaragua gibt es doch nichts“. So sind wir ohne grosse Erwartungen hierher gekommen. Wir haben hier keinen Mietwagen. Sind mit dem Taxi die eine Stunde von der Hauptstadt nach Granada gefahren (Touristenpreis CHF 65.-) und haben hier im Land nur 2 Orte, an denen wir sein werden. Dafür bleiben wir je knapp eine Woche an jedem Ort. Wir müssen unbedingt mehr Unterricht mit den Mädels machen. In unserem Hotel in Granada gibt es dafür extra ein Angebot. Speziell gemacht für digitale Nomaden. Ein klimatisierter Raum mit hübschem Ambiente, ruhig und hell, schnelles Internet, Steckdosen überall, Drucker und Kaffee sind kostenlos, Zugang nur mit Türcode. Ein Luxus, den sich nur leistet, wer das auch wirklich braucht. Im Raum gibt es 30 Arbeitsplätze. Einzelplätze, Plätze für Arbeitsgruppen an runden schweren Holztischen, Einzelboxen für die totale Ruhe und sogar einen separaten Gruppenraum. Es sind immer 5 bis 10 Personen, ausschliesslich Ausländer, am arbeiten. Wir leisten uns die 3.50 CHF pro Person und Tag. Bereits die Kaffeekonsumation würde uns in der Schweiz mehr kosten 🙂

Pro Tag haben die Mädels je 5 Lektionen Unterricht, den Rest des Tages unternehmen wir etwas. Von der Schule in der Schweiz wurden wir verpflichtet, mindestens 3 Lektionen pro Tag mit Zora zu machen, bei Ronja sind es mindestens 2 Lektionen. Wir machen also ordentlich Boden gut, denn in Mexico haben wir unser selbst gestecktes Ziel nur mit Mühe erreicht.

Hier schreibe ich übrigens gerade an dem Artikel 🙂

An den 5 Tagen in Granada unternehmen wir folgendes:
– Stadtführung

– Besuch des Turmes auf der Iglesia de la Merced

– Kochkurs im Hotel

– Besuch einer Kaffeeplantage
– Ausflug zum Vulkan Masaya bei Nacht

Anschliessend werden wir mit einem kleinen Flugzeug auf die Maisinseln fliegen, wo wir auf Big Corn Island 4 Tage am Strand verbringen werden, bevor wir dann nochmals zurück nach Granada kommen. Auch dort ist der Fokus auf den Unterricht mit den Mädels gelegt. Wir werden zwischen Mathe, Deutsch, etc. und Schwimmunterricht abwechseln, denn wo lernt es sich schöner schwimmen, als im türkisblauen, 29 Grad warmen Wasser der Karibik?

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