Als letzte Destination in Portugal stand Porto auf dem Plan. Jörg und ich haben uns sehr gefreut die Portweinkellereien anzusehen und natürlich auch den einen oder anderen Portwein zu degustieren. Jörg hat zwei Führungen mit Degustationen für uns gebucht. Einmal in einem der grössten Portweinkeller, „Sandemann“ und dann noch in einem eher kleinen Betrieb „Grahams“. Doch wir wollten nicht nur Portwein trinken sondern auch die Stadt und die Umgebung kennenlernen. Dazu komme ich später.
Wusstet ihr, dass der Portwein, auch Porto genannt, eigentlich gar nicht aus Porto kommt? Dabei meine ich nicht einmal, dass die Weintrauben ca. 150 km entfernt im Dourotal wachsen, sondern den Fakt, dass die Portweinkellereien nicht in der Stadt Porto liegen. Vielleicht sagt ihr jetzt: „Ach was! Ich habe doch die Portweinkellereien vom Kathedralen Platz aus gesehen“. Das ist gut möglich, aber der Fluss Douro trennt die Städte Porto und Villa Nova do Gaia (kurz Gaia). Optisch ist es eine einzige grosse Stadt, in den einzelnen Stadtteilen wird man jedoch ganz klar darauf hingewiesen, dass es zwei Städte sind. Vor allem in Gaia wird Wert darauf gelegt zu betonen, dass sich sämtliche Portweinkellereien in Gaia befinden. Warum nennen wir denn nun der Portwein aber Porto? Portwein heisst übersetzt „Vinhos do Porto“ also „Wein vom Hafen“. Da die Stadt Porto ebenfalls nach dem Hafen benannt wurde, ist das Malheur vorprogrammiert.
Wie bereits erwähnt, haben wir zwei Portweinkellereien besucht. Sandemann kannte ich bereits vom Namen her, diesen Portwein gab es früher bei uns zu Hause :-). Von der Führung war ich angenehm überrascht. Denn obwohl Sandemann zu den grossen Playern zählt, war es eine persönliche und sehr herzlich durchgeführte Führung. Wir lernten dort auch erstmals die Unterschiede zwischen Ruby, Tawny und Vintage kennen.
Bei Grahams wurde dies, zwei Tage später jedoch noch getoppt. Was für eine wunderschöne Weinkellerei. Bei Grahams wird noch mehr auf Details und Qualität geachtet. Der Portwein ist für die Mitarbeiter ein Heiligtum. Sie sind stolz darauf mit diesem Produkt arbeiten zu dürfen und gehen achtsam und sorgfältig mit ihren Produkten um. Der krönende Abschluss war die Degustation im Vintagezimmer. Eingebettet in den Weinkeller, ausgestattet mit bequemen Sesseln und dekoriert mit Büchern und alten Landkarten, geniessen wir verschiedene Portweine von Grahams. Der 1994er Vintage war der Wahnsinn! Kein Vergleich zu dem, was man sonst so kennt. Dazu ein bisschen Käse und Schokolade. Ja, bei Grahams wissen sie, wie Kunden überzeugt werden. Aber die Portweine sind auch wirklich von der Extraklasse. Auch hier haben wir festgestellt, dass Porto nicht gleich Porto ist. Übrigens! Die teuerste Flasche Portwein kostet 12’500.00 Euro. Oder 800.00 Euro pro Glas im Degustationsraum. Der Portwein „Ne Oublie“ stammt aus dem Jahr 1882 und es gibt nur 656 Flaschen davon. Er wird als Kunstwerk beschrieben und eher als Sammlerobjekt und Wertanlage angesehen.
Doch wir waren nicht nur in den Portweinkellereien in Gaia unterwegs. Auch die Stadt Porto selber haben wir besucht. Wir sahen uns die Stadtteile Igrejar dos Clérigos und dessen Turm an, dann die Kathedrale und zuletzt bestaunten wir noch die Brücke Luis I. Falls euch diese Brücke an den Eiffelturm erinnert, liegt ihr nicht falsch. Es war ein Geschäftspartner von Gustave Eiffel, welcher diese Brücke entworfen und mit dessen Hilfe gebaut hat. Das interessante an der Brücke ist, dass sie auf zwei Ebenen überquert werden kann. Selbstverständlich haben wir die Brücke dann auf jeder Ebene einmal überquert.
In Porto haben wir viele verlassene Häuser gesehen. Teilweise an bester Lage. Erstaunt über diese Tatsache, haben wir uns bei unserem Free walking Tourguide erkundigt. Nach der Schreckensherrschaft von Salazar, hat rund 1/3 der Einwohner die Stadt und das Land verlassen. Möglich war dies vor allem den Wohlhabenden. Und so stehen nun wunderschöne Häuser leer und werden Opfer von Zerfall und Vandalismus. Was für eine Schande. Anscheinend laufen Bemühungen mit den Besitzern in Kontakt zu treten. Ist dies nicht möglich, so hat die Stadt die Möglichkeit, die Besitzer nach einer Wartezeit von 50 Jahren zu enteignen. So die Aussage des Tourguides. Ob dies so wirklich stimmt und wie das Programm ganz genau aussieht, konnte ich leider nicht herausfinden.
Neben den Stadtbesuchen übernachteten wir noch in einer wunderschönen Pousada. Der Pousada Mosteiro de Guimarães. Das Kloster ist eines von vielen, welches zu einem Hotel umfunktioniert wurde. Dennoch wurde hier der ursprüngliche Charakter beibehalten. So konnten wir den schönen Klostergarten besuchen und durch die weiten Hallen des Gebäudes laufen. Wir genossen den Komfort in einem Hotelzimmer und stellten fest, dass die Mönche von Guimarães doch ein recht fürstliches Anwesen hatten.
Der zweite Ausflug über Nacht führte uns in die Wiege der portugiesischen Weine und Portweine. Wir waren zu Gast im Dourotal. Entlang des Flusses im Talgrund schlängelt sich eine kleine Strasse. Unzählige Quintas (Weingüter) säumen das Flussufer und die Täler. Schier nicht endend reihen sich die Rebbau Terrassen aneinander. Jetzt im Frühling ist alles etwas braun und eintönig, aber wir können uns gut vorstellen, wie grün und farbenfroh es hier im Sommer oder Herbst ist. Vielleicht müssen wir hier noch einmal vorbeikommen, am Besten mit Chauffeur 😉