Schulreise

by Jörg
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Zwischen unserem Segeltörn und der Kanureise sind wir für zwei Wochen zu Hause. Zeit genug um die Mädels zu Unterrichten, aber auch Zeit genug, den einen oder anderen Ausflug zu machen. Wir nennen es Schulreise, weil wir auch immer etwas wissenswertes vermitteln wollen. In dieser Woche unterrichten wir an drei Tagen, an den anderen vier Tagen machen wir „Schulreise“ 🙈
Wir haben eine Wanderung zu einer SAC Hütte unternommen, gehen ans Eidgenössische Jodlerfest in Zug, machen beim Slowup Hochrhein mit und haben eine private Führung im Artilleriefort Magletsch gebucht. Von diesem Ausflug möchte ich nun etwas detaillierter berichten, denn es war für uns alle sehr eindrücklich.

Bereits vor einigen Wochen habe ich uns per Formular angemeldet. Zweihundert Franken koste die Führung, entschuldigte man sich. Dafür habe man dann aber die gesamte Anlage für sich und einen privaten Führer, welcher einem innert zweieinhalb Stunden alles zeigt. Ich fand diesen Preis sehr fair.

Pünktlich um fünf vor zwei, standen wir also auf dem Parkplatz in der Nähe von Sargans. Wir sollen warme Kleider mitnehmen. Bei über 25 Grad im Schatten kamen wir uns mit den Jacken in der Hand etwas seltsam vor. Auch die Armeeangehörigen beäugten uns gespannt. Bewaffnete Wachen vor dem Eingang, Stacheldraht um das Parkfeld mit den Panzern. Hier finde gerade ein WK statt, sagte man mir. Vorgestern erst sei die Truppe eingerückt. Etwa 150 Personen seien sie.

Schon kam ein Mann auf uns zu. „Jürg Senn“, stellte er sich vor. Militärische Kleidung, wohl Pensionär, sehr sympathisch. Er erklärte uns ein paar Dinge und dann ging es bereits hinein in die Anlage.
Folgendes: damit man sich das einigermassen vorstellen kann:
Das Artilleriefort Magletsch wurde im zweiten Weltkrieg als Teil des Alpenréduits gebaut. Im Raum Sargans waren 26‘500 der 400’000 Schweizer Soldaten in den Bunkeranlagen zur Verteidigung abgestellt. Die In den Berg gesprengten Anlagen sind so riesig, dass man es sich kaum vorstellen kann.

Zuerst mussten wir den Tunnel für die LKW Anlieferungen entlanglaufen, bevor wir durch einen 200 Meter langen Schrägstollen in das obere Stockwerk gelangten. Im unteren Stockwerk befindet sich auch heute noch das Militär, der obere Teil wird als Museum erhalten. Weitere Gänge passierend, erreichten wir nach etwa einer Viertelstunde den Empfangsbereich. Hier bezahlten wir und dann ging die eigentliche Führung los. Uns wurde einiges zur Geschichte und der Bedrohungslage im zweiten Weltkrieg beigebracht. Sehr interaktiv konnten wir verschiedenste Dinge ausprobieren, anschauen, erfragen und so weiter. Spannend war es! Die Mädchen waren sehr interessiert. Bald erzählte uns Herr Senn, dass am Vortag eine Gruppe mit desinteressierten, sich schlecht benehmenden Kindern da war und wie toll er es heute mit uns finde. Spoiler: Unsere Tour endete erst nach 4 Stunden!

Immer wieder wechselten wir den Raum und legten dabei weite Distanzen zurück. Die Festung Magletsch war eine der grossen neun Anlagen, welche damals gebaut wurden. Wir schauten uns Geschütze an, die Stromversorgung mit den enormen Dieselgeneratoren, die Luftreinigungsanlagen gegen Kampfgas und Radioaktivität, die Wassertanks mit 1,6 Millionen Litern Inhalt, Dieseltanks mit Treibstoffvorräten für drei Monate, es gab Aufzüge, ein Krankenhaus, einen Waschsalon, eine Werkstatt, Berechnungsräume für die Flugbahnen der Geschosse, das Sekretariat, die Telefonzentrale, den Funkraum, eine Poststelle und selbstverständlich Küchen, Lebensmittelmagazine, Essräume, Sanitäreinrichtungen, Schlafräume und verschiedenste Munitionslager.
Die schiere Grösse der Anlage war erschlagend. Das einzige was es nicht gab, waren Tageslicht und Handyempfang.

An diesem Tag haben die Mädchen weder Mathe noch Deutsch gelernt. Meiner Meinung nach war die Lernerfahrung aber sogar noch grösser als diejenige im Schulunterricht. Nicht zuletzt, weil Zora und Ronja im letzten Jahr gelernt haben, dass man bei so einem Ausflug auch sehr viel lernen kann, sofern man interessiert daran teilnimmt.

1 comment

Martin 20. Juni 2023 - 11:09

.. Kommt mir irgendwie bekannt vor … Vor vielen Jahren war ich da auch mal im WK 😉

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