Heute ist unser letzter Tag in Dänemark. Eigentlich wollten wir heute bereits von Høruphav nach Maasholm fahren, aber erstens weht heute absolut gar kein Wind und zweitens ist es in diesem Hafen so schön, da haben wir uns spontan dazu entschieden, noch eine Nacht zu bleiben. Auf dem Kinderspielplatz gleich am Ende von unserem Steg gibt es zwar keine Schaukel oder Sandkasten, dafür fangen die Kinder hier Krebse und lassen diese dann in Wettrennen gegeneinander antreten. Etwas weiter vorne treten die geübteren in einen Knotenwettbewerb und mit an Seilen befestigten Flossen, kann man sich im Tauziehen messen. So etwas gibt es sonst nirgends. Das ist auch den Kindern klar und so wollen sie jede Minute auf dem Spielplatz verbringen.
Der Örtliche Einkaufsladen hat endlich wieder einmal eine qualitativ hochstehende Auswahl an Produkten und es gibt eine Waschmaschine bei den Duschen. Auch Nathalie gefällt es also hier 🙂
Für mich hat es einen WLAN Zugang und die Sonne scheint bei 20 Grad. Übrigens ist gerade Samstagmorgen und Eric SSL legt auf, während ich diesen Artikel schreibe.
Vorletzte Nacht ist uns etwas passiert, womit wir nicht gerechnet hatten.
Ebbe und Flut sind hier nicht sonderlich ausgeprägt. Etwa 16cm liegen heute zwischen der tiefsten Ebbe und der höchsten Flut. Das war auch die letzten zwei Wochen immer so. Also haben wir den Gezeiten irgendwann keine Beachtung mehr geschenkt. Wichtig wird das Thema immer, wenn es um die Wassertiefe im Hafen geht oder wenn man die Höhe der Fender bestimmen muss, welche den Schiffsrumpf vor dem Steg im Hafen schützen. Der Wasserstand verändert sich aber nicht nur mit Ebbe und Flut, sondern auch je nachdem, aus welcher Richtung und mit welcher Stärke der Wind bläst. In der Ostsee wird das Wasser dann sozusagen in die Ecke gedrängt und somit steigt an gewissen Orten der Wasserstand, unabhängig von den Gezeiten. Dazu gibt es ebenfalls eine Webseite, welche Vorhersagen für Gebiete in den nächsten 24 Stunden macht. Aber weil auch hier der Unterschied im Wasserstand immer nur etwa 10cm betrug, haben wir auch diesem Umstand irgendwann keine Bedeutung mehr angemessen. Ein Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellte.
Nach einem sehr windigen Tag, legten wir im Stadthafen von Sønderborg an. Der Wind sollte in der Nacht komplett zum Erliegen kommen. Beim zu Bett gehen schaute ich nochmals, ob mit dem Schiff alles in Ordnung ist. Alle Seile korrekt lagen und so. Alles war tiptop.
Um 3Uhr Nachts weckte mich Nathalie. Jemand habe an den Schiffsrumpf geklopft. Wir gingen hinaus und sahen, dass unsere Bavaria fast einen Meter höher lag, als noch vor wenigen Stunden. Die Fender baumelten weit oben in der Luft und unser Rumpf berührte ungeschützt den Holzsteg. Da kein Wind mehr herrschte, wurden wir nicht mehr an den Steg gedrückt. Aber ab und zu schwoite das Schiff trotzdem bis zum Steg. Als Sofortmassnahme senkten wir einen Fender auf die neue, korrekte Höhe ab. Der Schiffsrumpf wies noch keine Schäden auf. Glück gehabt! Wir stellten die weiteren Fender auf verschiedene Höhen ein, denn irgendwann musste das Wasser ja wieder zurückgehen.
Zurück im Schiff schaute ich mir die Wasserstandsvorhersage an. Plus 65cm über Normalnull wegen Wind und zusätzlich plus 21cm für die Flut. Wo kam denn das plötzlich her? Bis zum Morgen sollte der Pegel etwa um 30cm sinken.
Interessanterweise haben wir just am Vortag ein Mahnmal der Sturmflut von 1872 besucht. Unter diesem Link kann man sich ein interessantes, einseitiges pdf, welches die Sturmflut behandelt, herunterladen. Mit über 3 Metern über dem durchschnittlichen Wasserstand ist dies die schlimmste bekannte Sturmflut in der Ostsee.
Wie doof von uns, nachdem wir doch beim Mahnmal waren, uns nicht darum zu kümmern.