Tage in Cañon City

by Jörg
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Eigentlich hatten wir einfach ein paar Tage zu viel Zeit, welche wir in der Gegend um Denver verbringen wollten. Eines unserer Highlights begann nämlich erst ein paar Tage später. Cañon City ist eine nette Kleinstadt. Höchstens bekannt für die dritthöchste Hängebrücke der Welt, das wars dann aber auch schon.

Cañon City beheimatet aktuell 16369 Einwohner. 5312 davon leben in den 6 Gefängnissen, welche sich in und um die Ortschaft befinden. Dies sind die Arrowhead Correctional Facility, Centennial Correctional, Facility, Colorado State Penitentiary, Colorado Territorial Correctional Facility, Four Mile Correctional Facility und die Fremont Correctional Facility. 6 Gefängnisse in einer einzigen Ortschaft! Wir wunderten uns schon ein wenig…

Auf dem Campingplatz angekommen, wurden wir in die Bedienung des Airstream Wohnwagens und der Jurte eingewiesen. In einem echten Airstream zu schlafen stand schon seit langem auf unserer Wunschliste. Da war uns auch der kleine Umweg recht.

Wir gingen dann gleich einkaufen, damit wir uns ein paar schöne Grillabende machen konnten. Ein paar Tage später würden wir ohnehin nochmals campieren und dort auch wieder grillieren. Auf dem Weg zum Einkaufsladen sahen wir einen Waffenladen, der auf einem Werbeschild für seine vollautomatischen Waffen warb. Das wollten wir uns ansehen! Die Kinder staunten nicht schlecht, wie locker hier mit diesem Thema umgegangen wird. Die Frau hinter dem Tresen gab uns gleich eine Pistole mit langem Schaft heraus. In pink! Man könne gar einen Schalldämpfer montieren. Sie habe auch gleich einen da und würde uns beim Ausfüllen der Formulare helfen, wenn wir beides kaufen möchten. Sie erklärte uns die verschiedenen Schalldämpfer und wie laut oder leise diese seien. Verrückte Sache.

Wir fuhren weiter zum Einkaufsladen. Am Wegrand befand sich ein sehr grosses Geschäft mit Wohnmobilen und Wohnanhängern. Das wollten wir uns auch noch ansehen. Diese riesigen Dinger mit den ausfahrbaren Seitenwänden waren beeindruckend. Der Verkäufer erklärte uns auch, dass man keine zusätzliche Fahrprüfung dafür benötige. Wahnsinn! Die waren so gross wie ein Reisecar. Und in den USA darf man ja bereits mit 16 Jahren Autofahren. Ich stellte mir vor, wie ein 16-Jähriger mit diesem riesigen Gefährt rückwärtsfährt.

So. Nun aber endlich zum Einkaufsladen! Ein Walmart. Nur wer schon einmal in einem US Walmart war, kann es sich vorstellen. Kein Vergleich mit einem Coop, Migros und auch nicht mit einem Cora in Frankreich. Durchschnittlich 28000 verschiedene Artikel gibt es in so einem Walmart. Im Coop sind es durchschnittlich 4800, im Cora 9480. Wir benötigten also recht lange, bis wir unsere Einkäufe zusammen hatten. Bloss den Wein konnten wir nicht von der Liste streichen. Den muss man in einem Liquor Store kaufen. Was auch immer das bringen soll. Man muss ja nicht alles verstehen. Die Waffe mit Schalldämpfer können wir gleich mitnehmen, aber beim Wein wird ein grosses Theater gemacht.

Zurück auf dem Zeltplatz machten wir uns einen schönen Abend. Nach den Kartoffeln und Hotdogs vom Grill, weihte uns Nadine, welche schon in den USA lebte und daher die Gepflogenheiten besser kennt als wir, in das «Geheimnis» der s’mores ein.

Am zweiten Tag in Cañon City wollten wir uns die Hängebrücke anschauen. Nathalie und ich waren hier schon früher und wussten in etwa, was uns erwartet. Als wir dort angekommen waren, wollte der Ranger tatsächlich 150.- USD für unsere kleine Reisegruppe. Ein Eintrittsgeld, bei dem wir zuerst kurz beraten mussten, ob es uns das überhaupt Wert war. Wir wollten ja bloss die Brücke sehen. Und ganz ehrlich, in der Schweiz gibt es auch tolle Hängebrücken. Kostenlos. Nun gut, wir bezahlten. Nach dem passieren des Kassenhäuschens sahen wir dann auch, weshalb der Eintritt so hoch war. Um die Brücke herum war ein Arsenal an weiteren Gebäuden gebaut worden. Das Gelände war nun ein Vergnügungspark. Wie schnell sich so etwas doch verändern kann! Bei unserem letzten Besuch vor etwa 12 Jahren, fuhren noch Autos über die Brücke und jetzt hatte es hier ein Kino, Seilrutschen, Gondelbahnen, Spielplätze (Mit Bierstand gleich daneben für die armen Papi’s 😊), Verpflegungsbuden und so weiter. Wir testeten das Angebot. Es war schon toll, aber halt etwas ganz anderes als früher. Im Kino erfuhren wir dann auch, warum sich der Park so stark verändert hatte. Im Jahr 2013 gab es einen Waldbrand, bei dem hier fast alles abgebrannt war. Sogar ein Teil der Brücke war in Mitleidenschaft gezogen worden. So musste sehr vieles neu gebaut werden. Ein guter Moment, um das Konzept zu verändern.

Am Nachmittag hatten wir uns für ein River Rafting angemeldet. Es gibt hier in Cañon City zwei Möglichkeiten. Beide finden auf dem Arkansas River statt. Üblich ist, durch die Schlucht (Royal Gorge) zu fahren. Stromschnellen der Klasse 3-5, je nach Wasserstand, erwarten einen. Wenn man es eher gemütlich angehen will, kann man auch einen Abschnitt weiter Flussaufwärts befahren. Dort sind die Stromschnellen dann noch mit Klasse 2 und 3 angegeben. Das reichte uns mit den Kindern. Für Sie war es ohnehin das erste Mal, dass sie auf einem Schlauchboot einen wilden Fluss hinunterfuhren. Sie freuten sich riesig! Leider haben wir von der Fahrt selber keine Aufnahmen, weil wir keine Handys mitnehmen konnten.

Obwohl ja jetzt in der Schweiz eigentlich Sommerferien sind, beginnen wir bereits mit dem Homeschooling. Auch in Cañon City fanden wir immer wieder Zeit für eine Lektion Englisch. Wir unterrichten hier ausschliesslich Englisch. Wir vertreten die Meinung, dass die Kinder hier, in einem Land wo Sie überall mit der englischen Sprache konfrontiert sind, viel schneller Englisch lernen. Die neue Freundin auf dem Campingplatz sprach nur Englisch, der Zeichentrickfilm war auf Englisch, alle Leute bei denen man etwas bestellt, erfragt oder mit denen man halt einfach zu tun hat, sprechen Englisch. Die Werbung am Strassenrand ist in Englisch geschrieben und die Informationen in den Nationalparks ebenfalls. Zwar kommen wir beim Schulstoff nicht schneller voran, als dies zu Hause der Fall wäre, aber vom Lerneffekt her kommen wir unglaublich viel weiter!

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