Nach den Tagen im Dschungel, freuten wir uns alle auf Zivilisation! In Bacalar mieteten wir uns also ein kleines Häuschen direkt an der Lagune der 7 Farben, mit Steg und Restaurant in der winzigen Anlage. Sechs Einheiten hatte diese zu bieten. Die Mitarbeiter umsorgten uns sehr und in der Stadt gab es Eisdielen und Kunsthandlungen. Schön!
Die Mädchen genossen sogar den Schulunterricht. Dies hatte wohl vor allem damit zu tun, dass man sich kühle Getränke ins Schulzimmer bestellen konnte.
Nach zwei Tagen zog es uns dann aber doch schon wieder weiter. Tulum war etwa zwei Autostunden entfernt. Dort konnte man in Zelten am Strand übernachten. Die Zelte hatten allerdings schon einen etwas gehobeneren Standard.
Am ehesten kann man es mit den Zelten vergleichen, welche zu Beginn des letzten Jahrhunderts auf den Afrika Expeditionen verwendet wurden. Beiger Stoff, acht oder zehn eckig, ein massives Doppelbett, zwei Nachttische, zwei Kommoden, eine Ankleide, ein Tresor und sogar eine Klimaanlage hatten unsere zwei Zelte, laut Werbung, zu bieten. Wir freuten uns! Glamping nennt sich das übrigens. Nur falls es ausser mir noch mehr Unwissende gibt 😉
Kurz vor der Mittagessenszeit, also um 14:15Uhr, kamen wir dort an, stellten den Wagen vor dem Eingangstor ab und gingen zuerst mal im Restaurant etwas essen. Gleich zu Beginn begrüsste uns eine junge Frau. Sie arbeitete offensichtlich „im Büro“. Barfuss im weissen Sand, an einem Tisch im Restaurant, hantierte sie mit einem ipad und dem stetig klingelnden Handy. Nebenher musste sie alle paar Minuten Sonderwünsche des Managers eines vermeintlichen Insta Girls umsetzen, welches gerade ein Foto shooting in der Anlage hatte. Die Küche musste die Speisekarte rauf und runter zubereiten (ohne dass die Speisen verzehrt wurden), die Passanten hatten zu warten bis der Fotograf das gewünschte Bild im Kasten hatte und die sich in Szene setzende Dame hatte damit zu tun, ihren Followern jedes Detail mitzuteilen.
Das war ein Schauspiel! Unsere Mädchen schauten sich die Szene ungläubig an. Der „Büromitarbeiterin“ standen die Sorgen derweil ins Gesicht geschrieben. Ein Mann, genauso leger gekleidet und barfuss, setzte sich zu ihr an den Tisch um etwas zu diskutieren.
Wir waren in der Zwischenzeit beim Kaffee angelangt. Der Mann von eben hatte dies beobachtet und kam zu uns an den Tisch. Er stellte sich mit Vornamen vor. Er sei der Manager der Anlage. Ob ich kurz Zeit hätte, es gäbe etwas zu besprechen. Da sich der Manager des Insta Girls gerade über das Zelt beschwerte, welches sie selbstverständlich nur zum fotografieren nutzten, dachte ich, es hätte etwas damit zu tun. Möglicherweise wollte er mich bitten, ob wir noch etwas warten könnten.
Es gäbe ein delikates Problem, begann er das Gespräch. Booking.com, wo ich die Unterkunft gebucht hatte, hätte offensichtlich einen Fehler im Buchungsformular. Dies sei ein Hotel ausschliesslich für Erwachsene. Langes Schweigen. Er habe uns beim Essen beobachtet. Unsere Kinder seien O.K. Er werde eine Ausnahme machen. Es sei ihm aber sehr wichtig, dass uns klar sei, weshalb hier nur Erwachsene übernachten können. Es gäbe zwei Gründe. Erstens, könnten sich Kinder schnell einmal fürchten, weil die ungewohnten Lichter durch die Zeltwände dringen. Zweitens und noch viel wichtiger, gebe es hier des Nachts ungewohnte Geräusche, welche von den Liebespaaren zuweilen aus den Zelten dringen würden. Viele Gäste suchten sich diesen Ort aus romantischen Gründen aus.
Hui! Ich war erst mal baff. Also wir konnten bleiben, mussten aber unsere Mädels auf ungewohnte Geräusche vorbereiten und pro Zelt sollten wir uns wohl in Gruppen von einem Erwachsenen und einem Kind aufteilen.
Zurück am Esstisch. Ich erzählte den drei Frauen die ganze Geschichte. „Laut stöhnende Liebespaare“ änderte ich allerdings in „verliebte Geräusche“ ab. Und so stellten sich die Mädchen vor, wie wohl solche „verliebte Geräusche“ klingen mochten. Die Idee „Das müssen wohl Heiratsanträge sein!“ war an Romantik und niedlicher Unwissenheit kaum zu überbieten 🙂 Wir liessen es dabei bewenden.
Als wir dann am Abend gegen halb zehn Uhr ins Bett gingen, lauschten die Mädchen gaaaaanz gespannt. Aber leider hörten sie keine verliebten Geräusche. Wir waren wohl zu früh dran. Und schon waren die kleinen Augen zugefallen und die Träume von den schönsten Heiratsanträgen konnten ihren Lauf nehmen.