Ein ganz normaler Schultag

by Jörg
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Zu Hause folgten die Kinder einer täglichen Routine. Die Tage waren ausgefüllt. 07:00Uhr aufstehen, 08:00Uhr mit dem Bus zur Schule. 12:15Uhr wieder nach Hause kommen. Mittagessen. 13:10Uhr wieder auf den Bus zur Schule. Je nachdem 15:45Uhr oder 16:45Uhr waren die Kinder dann am Nachmittag wieder zu Hause, machten ihre Hausaufgaben. Dann Nachtessen, noch etwas spielen oder lesen und schon war es Zeit für’s Bett. So sah das im Grossen und Ganzen aus.

Die Schule verpflichtete uns zu einem Minimum von 2 Lektionen pro Schultag für Ronja und 3 Lektionen für Zora. Eine Lektion sind aber nur 45 Minuten. Ein Schuljahr hat nur 39 Wochen. Zieht man noch ein paar Krankheitstage ab, dann die Feiertage plus Feiertagsbrücken, die Jokertage, die Lehrerweiterbildung, den Sporttag, die Schulreise, die Fasnacht, dann bleibt da gar nicht mehr so viel übrig. Sagen wir mal 37 Wochen zu 10, resp. 15 Lektionen. Das macht dann 277.5 Stunden für Ronja resp. 416.25 Stunden für Zora. Pro Jahr!

Wir stellten uns also die Frage, ob wir den Kindern in rund einer Stunde pro Kalendertag gleich viel beibringen können, wofür die Regelschule den ganzen Tag braucht.
Und klar, muss diese Frage mit Nein beantwortet werden.

Deshalb arbeiteten wir unseren eigenen Lehrplan aus. Danke Nathalie 🙂 Dieser beinhaltet nun Schultage und schulfreie Tage in unregelmässiger Reihenfolge. Die schulfreien Tage sind oft Reisetage oder Tage, an denen wir einen ganztägigen Ausflug machen. Wie sieht aber nun so ein Schultag aus?

Um 06:15Uhr stehen wir auf. Diese Zeit bietet sich an, weil hier in den Tropen die Sonne recht früh aufgeht. Anders als zu Hause, wo die Kinder etwas Mühe hatten so früh aufzustehen, wünschen sich Zora und Ronja jetzt plötzlich diese frühe Uhrzeit, damit am Nachmittag mehr Zeit für Unternehmungen bleibt.

Um 07:00Uhr beginnt die erste Lektion. Die zwei Lehrpersonen (Herr Düpflischisser und Frau Bissig, wie uns die Kinder dann nennen), wählen für die erste Lektion meisst das jeweilige Lieblingsfach der Kinder. Mathe für Ronja, NMG für Zora.

Um 08:00 gehen wir Frühstücken.

Um 09:15Uhr beginnt die zweite Lektion, um 10:15Uhr die Dritte und um 11:15Uhr die Letzte. Jeweils mit einer Pause dazwischen. Die letzte Lektion ist bei Ronja fakultativ. Sie kann sich noch nicht so lange konzentrieren und nach der Lektion Deutsch, (mag sie gar nicht) ist dann spätestens die Luft raus.

So sind wir dann um 12:15Uhr parat für unser Nachmittagsprogramm. Dieses kann entweder mit dem Mittagessen beginnen, oder auch, wie heute, mit einem Spaziergang am Strand zu einem etwas weiter entfernten Strandrestaurant.

Viele Aktivitäten sind hier einfach Freizeit. Zu Hause würden diese zum Unterricht zählen. Heute Nachmittag war zum Beispiel satte zwei Stunden lang Schwimmunterricht. Ronja kann noch nicht schwimmen, probiert es aber mit eisernem Willen. Im Karibischen Meer macht das einfach so viel mehr Spass, als im Sissler Hallenbad Mitte Februar.
Gestern hat mir Ronja während der Autofahrt etwa eine halbe Stunde lang vorhergesagt, ob die nächste Kurve nach links oder nach rechts dreht. Für sie war das ein lustiges Spiel, aber eigentlich hat sie damit an ihrer links- rechtsschwäche gearbeitet.
So versuchen Herr Düpflischisser und Frau Bissig hier auf der Reise, auch in der Freizeit Einfluss zu nehmen um die Unterrichtszeit hinter dem Pult möglichst kurz zu halten.

Bestimmt ist es noch zu früh um zu sagen, ob unsere Kinder weiter oder weniger weit sind, als die Kinder in der Regelschule. Was ich aber jetzt schon sagen kann ist, dass wir gezielter auf Themen eingehen können, bei denen die Kinder eher Mühe haben. Ich möchte da keine konkreten Beispiele nennen, aber man stelle sich vor, jemand wäre noch etwas langsam im lesen…

1 comment

Thomas Schuler 5. November 2022 - 3:03

Harte Sitten 😉

Doch sicher nicht schlecht.

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