Paddeln, paddeln, paddeln

by Nathalie
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Oh ja… ich erinnere mich noch gut an die ersten Paddelversuche von Jörg und mir. Damals 2009 waren wir schon einmal hier im Glaskogen Naturreservat in Schweden. Im Zickzackkurs ging es über den See, begleitet von so manchem Gezeter und Schuldzuweisungen, wer denn nun schon wieder falsch gepaddelt habe. Ich denke es war für die Personen am Camping vom Ingeborgstrand sicherlich amüsant uns zuzusehen. Nach zwei Tagen hatten wir dann unsere persönliche Technik gefunden, mit Jörg als Steuermann hinten und mit mir als Schubgeberin vorne. Mit dieser Kombination hatten wir uns auch in den stürmischen Seen zurechtgefunden und immer unser Ziel erreicht.

Jetzt sind wir wiederum rund um das Glaskogen Naturreservat unterwegs. Jedoch zu viert 😅 Wir haben uns also schon vorgängig überlegt, wie wir das machen möchten. Ein Kanu für 4 Personen sowie dem ganzen Gepäck oder doch zwei Kanus und alles aufteilen? Nach langem Abwägen, was denn nun besser sei, haben wir uns für zwei kleine Kanus entschieden. So können wir das Gewicht besser aufteilen und die Mädchen können (müssen) mehr mitpaddeln. Dies mit dem Wissen, dass wir aber bei den 8 Landtransporten jeweils zwei Kanus ziehen/tragen müssen…

Damit nicht das Gleiche passiert wie damals, haben wir uns vorgängig mit Hilfe von „CANADIER-PADDELN in 5 Minuten“ noch etwas Fachwissen eingeholt. Dort erklärt Marius in verschiedenen Videos alles Wichtige zum Thema Canadier Paddeln. Wir haben so neue Techniken kennengelernt und den einen oder anderen Fehler in unserer Variante lokalisiert.

So nehmen wir am 29.06.2023 in Arvika unsere zwei Kanus entgegen. Eines für Jörg und Ronja, eines für Zora und mich. Paddel, Schwimmwesten, Fässchen und eine kleine Küche werden gefasst und mit dem restlichen Gepäck in den Kanus verstaut.

Kurz nachdem wir die Kanus zu Wasser lassen stellen wir fest, dass bei beiden Kanus Wasser eintritt und das nicht zuwenig! So kommt es, dass wir noch am Abfahrtsort die Kanus wieder komplett entladen, neue Kanus fassen, wiederum beladen und zu Wasser lassen. Immerhin ist die zweite Serie ziemlich dicht.

Der Wind bläst in der Zwischenzeit fies und böig über den See und es ist bereits nach 13 Uhr. Sollen wir wirklich noch los? Schaffen wir knapp 3 Stunden Paddelstrecke mit Gegenwind? Die Alternative, dass wir alles nochmals auspacken und zum Auto hochtragen sowie bereits einen unserer Reservetage hergeben müssen ist zu unattraktiv. Nein. Wir gehen jetzt los.

Insgesamt drei Pirouetten haben Zora und ich an diesem Tag gedreht und wir sind im Zickzackkurs über den See geschippert. So musste ich mich erst als Steuerfrau einleben und mich an ihre Abweichungen durch das Paddeln gewöhnen. Wobei der Wind und die hohen Wellen die Sache nicht einfacher gemacht haben.

Aber wir haben uns stetig verbessert und sogar Jörg staunte am dritten Tag, wie genau und gerade wir unser Kanu auch bei Wind steuern können. Jaja! Wir Mädchen schaffen das 💪🏻

An einem (Regen-) Pausentag macht Jörg dann mit Zora und Ronja eine Kanufahrstunde. Er bespricht mit ihnen die einzelnen Paddeltechniken für Steuermänner/Frauen und übt diese sogleich. Gerade bei Zora führt dies zu mehr Verständnis und auch Ronja setzt ihr Paddel seither noch präziser ein.

Aufgrund des Regens und Windes sind wir gezwungen von unserer eigentlichen Routenplanung abzuweichen. Jörg plant die Etappen neu, damit wir an Regentagen bei einem Campingplatz oder immerhin auf einer grossen Insel sind. So werden Tagesetappen gestrichen und andere demzufolge zusammengeführt. Oftmals müssen wir gegen den Wind paddeln oder andere Routen wählen, damit wir keinen Seitenwind haben, zu gefährlich sind die seitlichen Wellen auf den grossen Seen.

An unserem längsten Tag kommt es dann doch so weit. Trotz aller aufgewendeter Kraft und Technik, schaffen wir es nicht den Stora Gla zu befahren. Sobald wir aus dem Schutz der ufernahen Inseln kommen, sind wir ein Spielball der Wellen und des Windes. Böen von über 50 km/h peitschen über den See. Abbruch. Nein. Das geht nicht. Wir kehren um und suchen Schutz in einer kleinen Bucht.

Frustiert und müde vom warten, verharren wir in der Bucht. Ziehen uns wärmere Kleider über. In einer Stunde sollte der Wind abflachen. Dann versuchen wir es nochmals. Schliesslich liegen noch mindestens 3 1/2 Stunden paddeln vor uns und es ist bereits nach 17 Uhr. Dennoch müssen wir weiter. Für den nächsten Tag ist Regen und noch stärkerer Wind angesagt. Bähhh… wie fies. Zum Glück ist es im Moment so lange hell in Schweden, so müssen wir das Zelt nicht im Dunkeln aufbauen.

Wir sind in dieser Woche die einzige Familie, welche die Glaskogentour zu Ende gefahren ist. Eine weitere Familie musste in der Mitte der Strecke mit dem Auto abgeholt werden. Obwohl es mir sehr leid tut für diese Familie, erfüllt es mich auch mit Stolz.

Ja, unsere Mädchen und auch wir mussten manchmal kämpfen. Es war oft hart und das eine oder andere Mal mussten wir sie auch ermahnen, dass sie das Wasser mit dem Paddel nicht bloss steicheln, sondern bitte paddeln sollen. Aber wir haben es geschafft! Mit der richtigen Planung, der richtigen Technik und einer gehörigen Portion Biss.

Ob wir den Mädchen das Paddeln vergrault haben? Nein, keineswegs. Sie waren richtig traurig, als wir am letzten Tag von der einsamen Insel losgepaddelt sind und die beiden letzten Seen überquert haben. Auch wenn bei ihnen die Kräfte nach 8km paddeln geschwunden sind, reichte die Kraft noch für ein finales Rennen ins Ziel zum Strand vom Kanucenter. Dort staunten die Leute, welche sich gerade für die Selbe Tour vorbereiteten nicht schlecht! Kaum angekommen fragte Zora nach, ob wir mal wieder eine Kanureise machen könnten 😅

2 comments

Thomas Schuler 12. Juli 2023 - 7:05

Super Erlebnisse habt Ihr

Liebe Grüsse aus Sikhoraphum TH

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Melanie 12. Juli 2023 - 17:09

Eure Mäuse sind MEGA! Freu mich auf Euch 4

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