In dieser Woche machten wir Schulferien. Wir konnten das ja individuell einteilen. Und es wäre wohl kaum möglich gewesen, neben dem normalen Programm noch Unterricht zu machen. Einzig mit Ronja übte ich zwei Mal pro Tag für fünf Minuten lesen. Dies ging ganz gut vor dem Essen im Restaurant und war somit keine zusätzliche Belastung.
Die Baumwipfelbrücken
Wie jeden Tag, hielt uns Gus auch an diesem Tag dazu an, zeitig aufzustehen. 04:15 Uhr hiess das für heute. Wer tut sich so etwas freiwillig an? Am Frühstücksbuffet waren wir dann auch sehr zurückhaltend. Ich habe nur einen Orangensaft geschafft. Die Führer trugen gehäufte Teller zu ihren Plätzen. Gus holte sogar zwei Mal Eier, Speck, Würstchen und so weiter.
Es war noch nicht wirklich hell, als wir uns auf den Weg zu den Baumwipfelbrücken machten. Der Treffpunkt war wieder der kleine Unterstand im Wald, wir waren wieder alleine mit Gus, keine anderen Touristen. Ich freute mich wahnsinnig auf diesen Ausflug. Es war für mich der Hauptgrund gewesen, die Reise zur Sacha Lodge zu buchen. Die Mädchen wussten das und benahmen sich heute eigenartig artig 😊
Von der Übersichtskarte wussten wir, dass dies heute eine längere Wanderung werden würde. Daher waren wir überrascht, als wir nach etwa einer dreiviertel Stunde bereits vor dem Gerüst des ersten Turmes standen. Ja, das war hoch. Höhenangst durfte man sich jetzt nicht anmerken lassen. Gus ging denn auch entschlossen voran. Er hatte ja auch eine Tochter und wusste, dass er uns jetzt nicht zu viel Zeit zum überlegen geben durfte. Er sagte nur, wir können uns Zeit lassen und schon verschwand er die Treppen hoch.
Die 182 Stufen des Gerüstes, brachten uns auf 40 Meter über den Waldboden. Gerade hoch genug, um über die Baumkronen zu sehen. Der frühmorgendliche Nebel lag noch über dem Urwald. Die Tiere machten Geräusche, welche wir nicht richtig einordnen konnten.
Gus war bereits vom ersten Turm zum mittleren Turm gegangen. Er stellte dort sein Fernglas auf und schaute sich schon einmal die Tierwelt an. Wir liessen uns Zeit. Der Ausblick war wahnsinnig schön! Ich hatte mir dies im Vorfeld anders vorgestellt gehabt. Ich dachte hier wären mehr Leute. So etwa jede Touristenattraktion weltweit ist überlaufen. An so einem schönen Ort müsste es ja demnach auch viele Leute haben. Aber wir waren alleine.
Bei Gus auf dem mittleren Turm angekommen, schauten wir uns über eine Stunde lang verschiedenste Vögel, Affen und ein waches Faultier an. Erst als uns die Mücken dann doch irgendwann zu viel zu schaffen machten, gaben wir auf und gingen weiter zu Turm Nummer drei. 140 Meter lag jeder Turm vom Anderen auseinander.
Auf dem Rückweg versperrte uns ein umgestürzter Baum den Weg. Gus führte uns gekonnt durchs Dickicht, die Gefahren des Urwaldes immer im Hinterkopf.
Nachts im Urwald
Der Lodge war es wichtig hervorzuheben, dass dies nicht bloss Regenwald, sondern Primärregenwald war. Also noch nie abgeholzt. In der heutigen Zeit leider immer seltener anzutreffen. Somit war auch die Tierwelt noch weitgehend die Gleiche, wie vor hunderten von Jahren.
Am heutigen Abend unternahmen wir mit Gus eine Nachtwanderung. Zora freute sich gewaltig! Ronja wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Da gab es ja Schlangen und Skorpione und Spinnen und Käfer und… Gus hatte eine Taschenlampe dabei und ich leuchtete den Weg mit meinem Mobiltelefon aus. Das musste reichen. Gus hatte noch eine weitere Lampe für den Notfall dabei.
Schon nach 10 Metern sagte Ronja zu mir, ich solle jetzt endlich die Lampe aus machen. Das sei ja sonst gar keine Nachtwanderung 😊 Es dauerte allerdings nicht lange, bis auch der letzte Rest an Licht von den Gebäuden der Lodge vom Dunkel verschlungen waren. Ronja rückte immer näher an mich heran. Ich denke jetzt war es auch für sie in Ordnung, dass wir die Lampen nicht ausschalteten.
Nach etwa 10 Minuten hielten wir an. Gus stellte uns nebeneinander auf, kontrollierte noch kurz, was um uns herum war und sagte dann zu mir, dass ich jetzt die Lampe ausschalten soll. Stockdunkel war es. Wir lauschten den Geräuschen. Es waren andere Geräusche als am Tag. Ein intensiver Moment. Wir standen nahe zusammen, Zora drückte fest meine Hand auf der einen Seite, Ronja noch stärker auf der anderen Seite. Ohne Licht zu machen fragte Gus, wie unsere Strategie wäre, wenn wir wirklich kein Licht hätten. Zu sehen war nichts. Wir hätten also nicht dem Weg folgen können. Nach kurzer Zeit klärte er auf, dass die beste Strategie wäre, sich möglichst nicht vom Fleck zu bewegen. Eine schreckliche Vorstellung.
Er machte das Licht wieder an und wir gingen weiter. Hier und dort sahen wir kleine Tiere. Die Grossen waren zu schlau, oder zu schnell. Einen Pfeilgiftfrosch, eine Riesen Kakerlake, eine Tarantel, Gus zog einen Tausendfüssler unter einem Blatt hervor. Eindrücklich!
2 comments
Cooli Sach, aber de Baumwipfelpfaf wär für mich viellicht e chli höch gsi. Jo in de Nacht sind dWaldgrüsch mängisch e chli gruselig. . Aber das isch au bi eus eso
Schön 😉